Wie Kälte und Wärme bei Rheuma wirken

Dr. Angelika Bischoff

Ob Kälte oder Wärme, Hauptsache die rheumabedingten Schmerzen werden gelindert. Ob Kälte oder Wärme, Hauptsache die rheumabedingten Schmerzen werden gelindert. © vonSAL – stock.adobe.com; Rangzen – stock.adobe.com

Patienten mit rheumatischen Erkrankungen schwören auf Thermo­behandlungen. Doch wo­rauf der therapeutische Effekt beruht und welches Ausmaß er hat, war bislang unklar. Nun gibt es aktuelle Daten.

Nach wie vor hat die physikalische Medizin einen festen Platz im multimodalen Therapiekonzept bei rheumatischen Erkrankungen. Doch genügt es heutzutage oftmals nicht mehr, eine Behandlung mit Tradition und jahrzehntelanger Erfahrung zu rechtfertigen. Vielmehr sollte jede Form von Therapie den Ansprüchen einer evidenz­basierten Medizin genügen, betonte Professor Dr. Uwe Lange von der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim. Aktuelle Studien haben nun Nachweise erbracht­.

So konnte im Rahmen einer retrospektiven Analyse gezeigt werden, dass die multimodale rheumatologische Komplexbehandlung bei rheumatoider Arthritis, Spondyloarthritis, Fibromyalgiesyndrom oder Osteoarthritis während des stationären Aufenthalts der Patienten zu einem signifikanten Schmerzrückgang führt, was nicht durch andere Einflüsse erklärbar war. Zwei noch unveröffentlichte prospektive Analysen bestätigen nicht nur die signifikante Besserung der Schmerzen und den damit verbundenen geringeren An­algetikabedarf, sondern bescheinigen zudem ein Anhalten des Effekts für mindes­tens drei Monate.

Effekt von Ganzkörperkälte hält bis zu drei Monate an

Belastbare Studiendaten gibt es auch für die lokale Kältetherapie. Bei kurzzeitiger Gabe wirkt sie offensichtlich analgetisch, für einen antiphlogistischen Effekt sind längere Anwendungen nötig, erläuterte Prof. Lange. Das Protokoll einer aktuellen Pilotstudie sah für Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen serielle Ganzkörperkältetherapien im Criostream vor: An neun Tagen erhielten sie jeweils zwei Anwendungen von 30–150 Sekunden Dauer bei -145 °C. Dies führte zu einer signifikanten Abnahme sowohl der Schmerzintensität als auch der proinflammatorischen Zytokine TNF-α und IL-1β. Bereits in früheren Studien hat sich dieser doppelte Effekt gezeigt: Durch die Ganzkörperkältetherapie konnte bei rheumatoider Arthritis, ankylosierender Spondylitis oder Psoriasisarthritis eine bis zu drei Monate anhaltende signifikante Schmerzreduktion erreicht und – Psoriasisarthritis ausgenommen – TNF-α reduziert werden.

Auch Fibromyalgiepatienten sprachen hinsichtlich Schmerz­niveau und Zytokinprofil gut auf eine Ganzkörperkältetherapie an. Im Vergleich zu den Kontrollen waren bei ihnen IL-1-, IL-6- und IL-10-Spiegel bis zu drei Monate nach Therapieende vermindert. Danach verschlechterten sich die Symptome wieder, die IL-Werte stiegen. Diesen Verlauf betrachtet Prof. Lange als Indiz dafür, dass die Therapie, wie viele andere auch, langfristig angewendet werden müsse.

Den Erfolg der Ganzkörperkälte­therapie erklärt man sich damit, dass die Schmerzweiterleitung in den C- und den A-δ-Afferenzen im Rückenmark durch thermische Erregung gehemmt wird. Denn Schmerz und Kälte werden in der Haut kompetitiv über dieselben Rezeptoren transportiert. Dies führt letztlich zur Hemmung und Desensibilisierung von Nozizeptoren im ZNS.

Zudem hat die lokale Wärmetherapie in der Behandlung rheumatischer Erkrankungen ihren Stellenwert. So zeigte eine serielle sechstägige Applikation von wassergefilterter Infrarot-A-Strahlung (2 x/d à 30 min) bei Patienten mit Spondyloarthritiden einen zusätzlichen Effekt zur multimodalen rheumatologischen Komplexbehandlung. Schmerzen und TNF-α-Spiegel nahmen signifikant ab.

Davon abgesehen führte auch die serielle Radonstollen-Hyperthermie bei Psoriasisarthritis, ankylosierender Spondylitis und rheumatoider Arthritis zu einer signifikanten Schmerzlinderung und – Psoriasis­arthritis ausgenommen – zur Modulation des Zytokinprofils. Für Anwendungen mit Fango bzw. Heiltorf liegen ebenfalls aktuelle Studiendaten vor, die eine Wirkung belegen­.

Quelle: Deutscher Rheumatologie Kongress 2021

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