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Wie sich das Hautkrebsrisiko von Transplantierten senken lässt

Mehr als die Hälfte der Empfänger von Organtransplantaten entwickelt irgendwann im Laufe ihres Lebens Hautkrebs. Das erhöhte Risiko ist auf die langfristige Immunsuppression zurückzuführen, wodurch das Immunsystem die Fähigkeit einbüßt, atypische Zellen zu erkennen. Faktoren, die Einfluss auf das Risiko nehmen, sind höheres Alter (> 50 Jahre) zum Zeitpunkt der Transplantation, Hautkrebs oder aktinische Keratosen in der Vorgeschichte, eine Infektion mit HPV und die Transplantation von Thoraxorganen. Letztere steigert die Gefahr wahrscheinlich aufgrund der erforderlichen stärkeren Immunsuppression.
Transplantatempfänger erkranken meist an nicht-melanozytärem Hautkrebs (NMSC) wie Basalzellkarzinomen (BCC) oder Plattenepithelkarzinomen (SCC). Doch auch Melanome und seltenere kutane Malignome wie Merkelzellkarzinom und Kaposi-Sarkom treten häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass diese Patienten frühzeitig an den Dermato(onko)logen überwiesen werden, betonen Dr. Hannah Berman von der Abteilung für Dermatologie der Mayo Clinic, Jacksonville, und Kollegen.
Therapeutische Ansätze beinhalten u.a. eine Reduzierung der Immunsuppressivadosis und chirurgische Verfahren. Außerdem kann man auf systemische Therapien mit G-Protein-gekoppelten Rezeptorinhibitoren oder – empfohlen eher als Ultima Ratio – Immuncheckpoint-Inhibitoren zurückgreifen. Gerade die Behandlung mit den letztgenannten Substanzen und das Abschwächen der Immunsuppression müssen gegen das deutlich erhöhte Abstoßungsrisiko abgewogen werden.
Risikobewertung vor der Transplantation nötig
Bereits vor einer Organtransplantation sollte man das Hautkrebsrisiko der Patienten ermitteln. Jeder vorbestehende Hautkrebs und jede Krebsvorstufe sind vor der Transplantation zu behandeln.
Wie oft und ab wann der Transplantierte nach der Operation zur Hautkontrolle sollte, hängt von seinen individuellen Risikofaktoren ab. Die meisten Leitlinien empfehlen mindestens ein Screening pro Jahr für den Rest des Lebens. Begonnen wird damit innerhalb der ersten zwei oder fünf Jahre nach der Transplantation. Einige Leitlinien besagen, dass das Screening bei niedrigem Risiko auch vom Hausarzt durchgeführt werden kann. Hochrisikopatienten sollten dagegen ggf. mehr als einmal im Jahr zu einem Dermatologen. Die Vorsorgeuntersuchungen müssen das ganze Integument umfassen, einschließlich Mundschleimhaut und Genitalbereich.
Die Transplantatempfänger über veränderbare Risikofaktoren und Strategien zur Prävention von Hautkrebs aufzuklären und sie zu beraten, ist von entscheidender Bedeutung. Dr. Berman und Kollegen zufolge sollte man den Patienten zu folgenden Maßnahmen raten:
- Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden – auch bei bewölktem Himmel
- wenn möglich UV-Schutzkleidung, Hüte und Sonnenbrille tragen
- UV-Exposition reduzieren, Aktivitäten im Freien während Tageszeiten mit der höchsten Sonneneinstrahlung (10 bis 16 Uhr) vermeiden
- auf künstliche UV-Quellen (u.a. Solarium) verzichten
- Selbstkontrolle durchführen mittels ABCDE-Regel: Asymmetrie, Begrenzung, Farbe (engl. colour), Durchmesser, Erhabenheit; mindestens einmal im Monat
- regelmäßige (jährliche) Hautuntersuchung durch einen Dermatologen oder einen mit Hautkrebs erfahrenen Hausarzt
Um das Risiko für Hautkrebs weiter zu reduzieren, sollten insbesondere auch die als Präkanzerose geltenden aktinischen Keratosen proaktiv behandelt werden. Bei Transplantierten haben sich dafür als topische Therapien 5-Fluorouracil (5%-Creme), Imiquimod (5 %) und Diclofenac (3 %) als sicher und wirksam erwiesen. Man kann die Wirksamkeit der Behandlung steigern, indem die Topika unter Okklusivverbänden angewendet werden (Chemowraps). Als weitere Option gibt es die photodynamische Therapie. Vor Beginn sollte man die Patienten jedoch über mögliche Reaktionen wie Entzündungen, Hautrötungen, Brennen oder Stechen sowie Krusten- oder Blasenbildung aufklären.
Capecitabin nur mit Einschränkungen geeignet
Des Weiteren besteht die Möglichkeit einer systemischen Chemoprävention, beispielsweise mit oralem Acitretin, Nicotinamid oder (off label) Capecitabin. Die Behandlung mit Capecitabin, einer 5-Flourouracil-Vorstufe, ist allerdings mit einigen Nebenwirkungen verbunden, was ihren Nutzen bei Transplantierten eventuell einschränkt.
Nach Aussage von Dr. Berman und Kollegen könnten zukünftig DNA-Reparaturenzyme sowie Omega-3-Fettsäuren zu tragenden Säulen der Prävention und Behandlung von Hautkrebs bei Transplantatempfängern werden. Gleiches gilt womöglich auch für Impfungen, zum Beispiel gegen Humane Papillomaviren.
Quelle: Berman H et al. Mayo Clin Proc 2022; 97: 2355-2368; DOI: 10.1016/j.mayocp.2022.07.004
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