Wirkung hängt vom Schmerztyp und von der Substanzklasse ab

Antidepressiva werden als Adjuvans bei einer Vielzahl von Schmerzzuständen eingesetzt, z.B. um klassische Analgetika einzusparen oder deren Nebenwirkungen zu vermeiden. Häufig erfüllen sie jedoch nicht die in sie gesetzten Hoffnungen, schreiben Dr. ­Giovanni ­Ferreira von der Universität Sydney und Kollegen. Zwar sprechen einige Schmerzkonstellationen auf die Behandlung an, in vielen Fällen fehlt allerdings ein wissenschaftlich fundierter Wirksamkeitsnachweis.

Die Wissenschaftler analysierten 26 Übersichtsarbeiten mit insgesamt mehr als 25.000 Patienten. Acht ­Antidepressivaklassen, darunter tri- und tetrazyklische Antidepressiva, selektive Serotonin- und Sero­tonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) sowie Mono­aminoxidasehemmer, waren bei 22 unterschiedlichen Schmerzzuständen (z.B. Fibromyalgie, Kopf- oder neuropathische Schmerzen, Reizdarm, Vulvodynie) gegen Placebo getestet worden.

Bei der Auswertung von 42 individuellen Vergleichen bescheinigten elf den Antidepressiva eine analgetische Wirkung in neun verschiedenen Schmerzkonstellationen. So linderten beispielsweise SNRI (v.a. Duloxetin) chronische Rücken-, postoperative und neuropathische sowie Fibromyalgieschmerzen. Die Experten räumen ein, dass insbesondere bei den Studien mit SNRI mehrheitlich Verbindungen zur Industrie bestanden. In den übrigen 31 Vergleichen erwiesen sich die Antidepressiva entweder als unwirksam oder die Evidenz war nicht eindeutig.

Die Autoren geben zu bedenken, dass es sich bei drei Viertel der zur Schmerztherapie verschriebenen Antidepressiva um trizyklische Antidepressiva handelt. Deren Effektivität ist bei den meisten Schmerzindikationen jedoch strittig. Wie gut Antidepressiva anschlagen, hängt offenbar sowohl vom Schmerztyp als auch von der Klasse ab. Dies müsse man bei der Auswahl berücksichtigen.

Quelle: Ferreira GE et al. BMJ 2023; 380: e072415; DOI: 10.1136/bmj-2022-072415