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Zanubrutinib ist wirksamer und besser verträglich als Ibrutinib

Der BTK-Inhibitor Ibrutinib hat die Therapie der CLL maßgeblich verändert. Er geht allerdings mit Off-Target-Effekten einher, die die Anwendung limitieren können. Der Zweitgenerations-BTK-Hemmer Zanubrutinib hat eine höhere Spezifität als Ibrutinib und erwies sich in vorangegangenen Studien bereits als wirksam. In der Phase-3-Studie ALPINE wurden die beiden Substanzen miteinander verglichen, berichtete Prof. Dr. Jennifer R. Brown, Dana-Farber Cancer Institute, Boston.
652 rezidivierte/refraktäre Erkrankte mit CLL oder kleinzelligem lymphozytischem Lymphom (SLL) und mindestens einer Vortherapie erhielten 1:1 randomisiert entweder Ibrutinib oder Zanubrutinib bis zur Progression oder dem Auftreten inakzeptabler Toxizitäten. Die Stratifizierung erfolgte entsprechend nach Alter, Refraktäritäts-Status, geografischer Region und dem Vorliegen einer Deletion 17p/TP53-Mutation.
Studienendpunkte von ALPINE
Beim primären Endpunkt, der Gesamtansprechrate (ORR), hatte sich Zanubrutinib bereits als überlegen erwiesen. Dem statistischen Plan zufolge sollte für den sekundären Endpunkt, das PFS, zunächst auf Nicht-Unterlegenheit von Zanubrutinib getestet werden; war diese gegeben, prüften die Autor:innen die Überlegenheit.
Nach einem medianen Follow-up von 29,6 Monaten betrug die ORR in Prüfarm vs. Kontrolle, beurteilt durch ein unabhängiges Kontrollgremium, 86,2 % vs. 75,7 % (p = 0,0007). Das 2-Jahres-PFS bezifferte die Referentin mit 79,5 % vs. 67,3 %; das Risiko für Progression oder Tod hatte sich damit um etwa ein Drittel reduziert (HR 0,65; 95%-KI 0,49–0,86; p = 0,0024). Die Ergebnisse der Bewertung durch die Studienärzt:innen fielen ähnlich aus. Bei Erkrankten mit del17p/TP53-Mutation belief sich das 2-Jahres-PFS auf 77,6 % vs. 55,7 % (HR 0,52; 95%-KI 0,30–0,88; p = 0,0134). Auch in anderen vorab definierten Subgruppen, etwa Personen ohne IGHV-Mutationen, erwies sich Zanubrutinib als überlegen.
weniger Komplikationen durch Zanubrutinib
15,4 % vs. 22,2 % der Teilnehmenden brachen die Therapie mit Zanubrutinib vs. Ibrutinib aufgrund von Nebenwirkungen ab. Kardiale Ereignisse waren bei 0,3 % vs. 4,3 % der Patient:innen für einen Abbruch verantwortlich. Nebenwirkungen vom Grad ≥ 3 traten mit 67,3 % vs. 70,4 % in der Prüfgruppe seltener auf; gleiches galt für schwere Nebenwirkungen (42 % vs. 50 %) sowie Dosisunterbrechungen (50,0 % vs. 56,8 %) bzw. -reduktionen (12,3 % vs. 17 %). Ein Vorhofflimmern bzw. -flattern erlitten 5,2 % vs. 13,3 %. Todesfälle aufgrund von kardiovaskulären Komplikationen gab es unter Zanubrutinib nicht, unter Ibrutinib starben daran sechs Personen (1,9 %).
Damit, so Prof. Brown, hat sich zum ersten Mal in einem Head-to-Head-Vergleich ein BTK-Inhibitor gegenüber Ibrutinib hinsichtlich des PFS als überlegen erwiesen, und das in allen relevanten Subgruppen. Daneben ist der Zweitgenerations-TKI besser verträglich.
Quelle:
Brown JR et al. 64th ASH Annual Meeting 2022; Abstract LBA-6
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