Zyklische Blutungen am falschen Ort - Jede zehnte Frau hat eine Endometriose
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Die Endometriose tritt dort auf, wo die Uterusschleimhaut anatomisch nicht hingehört – nämlich außerhalb der Gebärmutter. Die Wucherung wächst insbesondere im Bereich der Tuben, der Uteruswand (Adenomyosis uteri), der Ovarien (Zystenbildung), am Peritoneum und an den Ligamenta sacrouterina. Bei einer Endometriosis extragenitalis abdominalis/extraabdominalis, aber auch in der/m Harnblase/-leiter, dem Omentum majus, dem Darm und in seltenen Fällen sogar in der Lunge.
Allein in Deutschland erkranken jährlich etwa 40 000 Frauen an einer Endometriose. Damit steht sie auf Platz 2 der Frauenkrankheiten. Die Betroffenen leiden oftmals an Periodenschmerzen, chronischen Unterbauchbeschwerden und Sterilität. Bei extragenitalem Befall kann es zu zyklischer Hämaturie, Darmblutungen oder Hämoptysis kommen.
Endokrine Therapie hemmt Schleimhaut-Proliferation
Nur wenn Symptome auftreten oder ein Funktionsverlust durch Organbefall auftritt, ist eine Behandlung indiziert. Bisher ist die Evidenz hinsichtlich Wirksamkeit und Sicherheit vieler medikamentöser Therapiestrategien gering. Dennoch sollten Gynäkologen sie immer dem operativen Eingriff vorziehen, der mit einer hohen Rezidivrate verbunden ist. Um diese zu senken, empfehlen die Autoren um Dr. Monika Schidmayr postoperativ grundsätzlich eine endokrine Therapie.
Bei Patientinnen mit chronischen Unterbauchschmerzen ohne Kinderwunsch scheint eine Kombination aus Analgetika und oralen Kontrazeptiva sinnvoll. Die Therapie erfolgt meist mit nicht steroidalen Antiphlogistika (NSAID) wie Naproxen, Ibuprofen oder Diclofenac.
Eine endokrine Therapie supprimiert die Bildung von Östrogen und damit die Proliferation des Endometriums. Weiteres Ziel ist eine Amenorrhoe. Folgende Therapiemöglichkeiten kommen derzeit in Betracht:
- Monophasische Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparate bewirken einen Rückgang der Uterusschleimhaut und der Endometrioseherde. Bei Frauen mit Verhütungswunsch gelten kombinierte Ein-Phasen-Präparate als Mittel der Wahl im Langzyklus über mindestens drei bis sechs Monate. Alternativ können Intravaginalringe und Verhütungspflaster den Zyklus stabilisieren. Sie sind gegenüber Gestagenmonopräparaten überlegen.
- Gestagene kommen als Monotherapie erst zum Einsatz, wenn die Kombinationstherapie versagt hat. Sie induzieren eine therapeutische Amenorrhoe. Ob in Form der oralen Gestagen-Mono-“Minipille“, der Depot-Injektion, des subkutanen Implantats oder des gestagenhaltigen Intrauterinpessars – außer Dienogest werden alle Präparate im Off-Label-Use als Langzeittherapie verabreicht.
- Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH)-Agonisten bewirken eine Hypoöstrogenomie, eine Atrophie der Gebärmutterschleimhaut und eine Blutungsfreiheit. Da sie klimakterische Beschwerden aller Abstufungen verursachen und die Knochendichte vermindern, empfehlen die Autoren die Gabe erst bei mangelnder Wirksamkeit oder Verträglichkeit anderer Präparate und eine Begrenzung auf sechs Monate. Zur Verfügung stehen Nasensprays und subkutane oder intramuskuläre Injektionen.
Neue medikamentöse Strategien in der Testphase
Die genannten endokrinologischen Therapien sollten bei Frauen, die eine Schwangerschaft anstreben, nicht zum Einsatz kommen, um eine Kinderwunschtherapie nicht zu verzögern. In Studien werden aktuell weitere Therapieansätze wie Aromatase-, Angiogenese-Inhibitoren oder Immunmodulatoren getestet.
Quelle Text und Abb.:
Schmidmayr M et al. Internistische Praxis 2017; 57: 241-248;
© Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach
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