Telekonsile abrechnen Hier ist Musik drin
Das Digitale-Versorgung-Gesetz führte zu drei neuen Abrechnungspositionen im EBM (Tabelle 1). Sie sollen die Kommunikation zwischen den Fachgruppen beim Beurteilen individueller Krankheitsbilder einfacher machen. Wenn z.B. ein Hausarzt ein medizinisches Problem ohne Überweisung des Patienten mit einem Facharzt besprechen möchte, kann er diesen Kommunikationsweg wählen. Telefonate zwischen Haus- und Fachärzten gab es schon immer. Doch jetzt werden sie auch vergütet – sogar extrabudgetär.
Kollegiale Befundbesprechungen per Telefon oder Video – so werden sie honoriert | ||
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EBM | Legende | Euro |
01670 | Zuschlag zur Versicherten-, Grund- oder Konsiliarpauschale für das Einholen eines Telekonsiliums, bis 2x im Behandlungsfall
Obligat:
Fakultativ: Abstimmen mit dem konsiliarisch tätigen Arzt, Zahnarzt bzw. Psychotherapeuten | 12,39 |
86900 | Versenden eines elektronischen Briefes je Empfänger-Praxis | 0,28 |
01660 | Zuschlag zur eArztbrief-Versandpauschale zur Förderung elektronischer Briefe | 0,11 |
01450 | Zuschlag zu Versichertenpauschalen und Grundpauschalen für die Betreuung eines Patienten per Videosprechstunde oder für eine Videofallkonferenz oder für ein Videokonsilium | 4,51 |
Quelle: Beschluss des ergänzten Bewertungsausschusses 60. Sitzung, Beschluss des Bewertungsausschusses zum 1. Juli 2020 |
Ein Hinderungsgrund könnten allerdings die Abrechnungsvoraussetzungen sein. Man muss nämlich die Krankenunterlagen an den Facharzt-Kollegen vorab übermitteln, um die Basis für ein berechnungsfähiges Tele- oder Videokonsilium zu schaffen. Auf elektronischem Weg hat das über einen sicheren KIM-Dienst zu erfolgen (KIM = Kommunikation im Medizinwesen). Alle Praxen, die an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen sind, haben mittlerweile das notwendige Update dafür. Zudem ist der Patient über das Konsilium zu informieren; er muss sich schriftlich einverstanden erklären.
Wie Sender und Empfänger ihre Leistung abrechnen
Sind diese Prämissen erfüllt, kann der Arzt, der das Telekonsilium anfordert, die EBM-Nrn. 86900 und 01660 fürs Übermitteln der Informationen ansetzen. Der Kollege, der die Befunde beurteilt, bringt für den Empfang der Unterlagen die Nr. 86901 zum Ansatz. Anschließend ist dies auch umgekehrt möglich, wenn nach der Begutachtung wieder Befunde elektronisch ausgetauscht werden.
Telekonsil nach GOÄ
Konsil ist auch mit Kollegen im Krankenhaus möglich
Erfolgt das Telekonsilium als Videokonferenz, kann vom anfordernden (Haus-)Arzt dafür die Nr. 01450 berechnet werden. In Tabelle 2 sind denkbare Konstellationen und die passenden EBM-Ziffern aufgeführt. Zu beachten ist dabei, dass solche Konsilien auch mit Krankenhausärzten möglich sind, die keine Ermächtigung zur vertragsärztlichen Versorgung haben.Telekonsil-Konstellationen und ihre Abrechnung | ||
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Fallkonstellation | EBM-Nrn. Anforderung | EBM-Nrn. Antwort |
Ein Hausarzt fordert bei einem Orthopäden ein Konsilium an. Das wird per Videosprechstunde gemeinsam mit dem Patienten durchgeführt. Dauer: 20 Minuten | 03000 01670 86900, 01660 01450 | 01436 01671 01672 x2 86901 |
Ein Psychotherapeut bittet einen Hausarzt um ein telefonisches Konsilium, das 10 Minuten dauert und bei dem der Patient nicht persönlich anwesend ist. Beim Hausarzt wurde zuvor die Versichertenpauschale anlässlich eines persönlichen Arzt-Patienten-Kontakts berechnet. | 01670 86900, 01660 | 01436 86901 01671 |
Ein Hausarzt bittet einen anderen diabetologisch tätigen Hausarzt um ein telefonisches Konsilium. Dauer: 10 Minuten. Der Patient ist nicht persönlich anwesend, ein persönlicher Arzt-Patienten-Kontakt hat in dem Quartal aber bereits stattgefunden. | 01670 86900, 01660 | 01436 01671 |
Medical-Tribune-Bericht