Telekonsile abrechnen Hier ist Musik drin

Kassenabrechnung , Abrechnung und ärztliche Vergütung Autor: Dr. Gerd W. Zimmermann

Wie vergütet die KV Telekonsile? (Agenturfoto) Wie vergütet die KV Telekonsile? (Agenturfoto) © Jacob Lund – stock.adobe.com

Seit Oktober 2020 können alle Vertragsärzte Telekonsile abrechnen. Im hausärztlichen Bereich passiert das leider noch viel zu selten, obgleich die Hürden niedrig sind.

Das Digitale-Versorgung-Gesetz führte zu drei neuen Abrechnungspositionen im EBM (Tabelle 1). Sie sollen die Kommunikation zwischen den Fachgruppen beim Beurteilen individueller Krankheitsbilder einfacher machen. Wenn z.B. ein Hausarzt ein medizinisches Problem ohne Überweisung des Patienten mit einem Facharzt besprechen möchte, kann er diesen Kommunikationsweg wählen. Telefonate zwischen Haus- und Fachärzten gab es schon immer. Doch jetzt werden sie auch vergütet – sogar extrabudgetär.

Kollegiale Befundbesprechungen per Telefon oder Video – so werden sie honoriert
EBM
Legende
Euro
01670

Zuschlag zur Versicherten-, Grund- oder Konsiliarpauschale für das Einholen eines Telekonsiliums, bis 2x im Behandlungsfall

 

Obligat:

  • Beschreiben der medizinischen Fragestellung,
  • Zusammenstellen und elektronisches Übermitteln aller für die telekonsiliarische Beurteilung der patientenbezogenen, medizinischen Fragestellung relevanten Informationen,
  • Einholen der Einwilligung des Patienten bzw. Überprüfen, dass eine Einwilligung vorliegt

 

Fakultativ:

Abstimmen mit dem konsiliarisch tätigen Arzt, Zahnarzt bzw. Psychotherapeuten

12,39
86900Versenden eines elektronischen Briefes je Empfänger-Praxis0,28
01660Zuschlag zur eArztbrief-Versandpauschale zur Förderung elektronischer Briefe0,11
01450Zuschlag zu Versichertenpauschalen und Grundpauschalen für die Betreuung eines Patienten per Videosprechstunde oder für eine Videofallkonferenz oder für ein Videokonsilium4,51
Quelle: Beschluss des ergänzten Bewertungsausschusses 60. Sitzung, Beschluss des Bewertungsausschusses zum 1. Juli 2020

Ein Hinderungsgrund könnten allerdings die Abrechnungsvoraussetzungen sein. Man muss nämlich die Krankenunterlagen an den Facharzt-Kollegen vorab übermitteln, um die Basis für ein berechnungsfähiges Tele- oder Videokonsilium zu schaffen. Auf elektronischem Weg hat das über einen sicheren KIM-Dienst zu erfolgen (KIM = Kommunikation im Medizinwesen). Alle Praxen, die an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen sind, haben mittlerweile das notwendige Update dafür. Zudem ist der Patient über das Konsilium zu informieren; er muss sich schriftlich einverstanden erklären.

Wie Sender und Empfänger ihre Leistung abrechnen

Sind diese Prämissen erfüllt, kann der Arzt, der das Telekonsilium anfordert, die EBM-Nrn. 86900 und 01660 fürs Übermitteln der Informationen ansetzen. Der Kollege, der die Befunde beurteilt, bringt für den Empfang der Unterlagen die Nr. 86901 zum Ansatz. Anschließend ist dies auch umgekehrt möglich, wenn nach der Begutachtung wieder Befunde elektronisch ausgetauscht werden.

Telekonsil nach GOÄ

Im GOÄ-Bereich hat der Gebührenordnungsausschuss der Bundesärztekammer Mitte Mai 2020 für das Tele- oder Videokonsilium die Nr. 60 GOÄ eingeführt (16,08 Euro bei 2,3-fachem Satz). Vorerst befristet bis zum 31. März 2022 kann diese Leistung auch dann berechnet werden, wenn zuvor kein direkter Arzt-Patienten-Kontakt stattfand, wie es ansonsten bei der Nr. 60 Voraussetzung ist. Unbefristet möglich ist der Ansatz der GOÄ-Nrn. 1 und 3 bzw. bei einem Videokonsilium auch der Nr. 5.

Konsil ist auch mit Kollegen im Krankenhaus möglich

Erfolgt das Telekonsilium als Video­konferenz, kann vom anfordernden (Haus-)Arzt dafür die Nr. 01450 berechnet werden. In Tabelle 2 sind denkbare Konstellationen und die passenden EBM-Ziffern aufgeführt. Zu beachten ist dabei, dass solche Konsilien auch mit Krankenhaus­ärzten möglich sind, die keine Ermächtigung zur vertragsärztlichen Versorgung haben.
Telekonsil-Konstellationen und ihre Abrechnung
Fallkonstellation
EBM-Nrn. Anforderung
EBM-Nrn. Antwort
Ein Hausarzt fordert bei einem Orthopäden ein Konsilium an. Das wird per Videosprechstunde gemeinsam mit dem Patienten durchgeführt. Dauer: 20 Minuten

03000

01670

86900, 01660

01450

01436

01671

01672 x2

86901

Ein Psychotherapeut bittet einen Hausarzt um ein telefonisches Konsilium, das 10 Minuten dauert und bei dem der Patient nicht persönlich anwesend ist. Beim Hausarzt wurde zuvor die Versichertenpauschale anlässlich eines persönlichen ­Arzt-Patienten-Kontakts berechnet.

01670

86900, 01660

01436

86901

01671

Ein Hausarzt bittet einen anderen diabetologisch tätigen Hausarzt um ein telefonisches Konsilium. Dauer: 10 Minuten. Der Patient ist nicht persönlich anwesend, ein persönlicher Arzt-Patienten-Kontakt hat in dem Quartal aber bereits stattgefunden.

01670

86900, 01660

01436

01671

Das elektronische Versenden von Telekonsil-Befunden per KIM-Dienst ist auch aus anderer Sicht lukrativ: Da die Porto- bzw. Faxpauschalen nach Nr. 40110 bzw. 40111 EBM sukzessive zurückgestuft werden – demnächst wieder am 1. Oktober 2022 –, werden diese Versand­arten zum Zuschussgeschäft. Und was gilt, wenn der elektronische Versand und Empfang von Unterlagen vorübergehend an technischen Problemen der Telematik scheitert? Hier greift auch die von der KBV für die elektronische AU-Bescheinigung geschaffene Sonderregelung: Vorerst begrenzt bis zum 30. Juni 2022 darf dort alternativ der konventionelle Postversand oder beim Telekonsilium der Versand über den E-Mail-Account eines anderen Providers erfolgen. Wie bei der eAU die EBM-Nrn. 40128, 40130 und 40131, sind dann auch beim Telekonsilium die in Tabelle 2 aufgeführten Gebührenordnungspositionen berechnungsfähig.

Medical-Tribune-Bericht