HzV-Struktur beweist sich in der Coronakrise als belastbar

Abrechnung und ärztliche Vergütung , Kassenabrechnung Autor: Michael Reischmann

Während der Coronakrise herrscht reger Arzt-Patienten-(Telefon)Kontakt. Während der Coronakrise herrscht reger Arzt-Patienten-(Telefon)Kontakt. © H_Ko – stock.adobe.com

„Die Hausarztzentrierte Versorgung ist der beste Schutzschirm“, meint der Hausärzteverband. Zwar lässt sich die Lage erst mit den Abrechnungen fürs zweite Quartal genau beurteilen. Doch Anlass zur Unruhe gibt es nicht.

„Die HzV ist auch während der Coronapandemie eine wichtige Konstante für die Hausärzte und ihre Patienten“, betont der Geschäftsführer des Deutschen Hausärzteverbandes, Joachim Schütz. Vor allem Patienten mit chronischen Erkrankungen, also die Risikogruppen für COVID-19, nehmen an der HzV teil. Sie sind den Praxisteams gut bekannt, was Kontrollen sowie telefonische Absprachen erleichtert.

Die kontaktunabhängige bzw. pauschalierte Vergütung biete den Haus­ärzten Planungssicherheit, so Schütz. Zudem sei die Zuwendung des Arztes als solche entscheidend und nicht, ob die Betreuung persönlich, telefonisch oder per Video erfolgt. Dennoch gelte es „ein Auge auf mögliche finanzielle Schieflagen zu haben“, denn Deutschland befinde sich in einer nie dagewesenen Lage.

Kontakt per Telefon oder Video reicht aus

Zusammen mit der Haus­ärztlichen Vertragsgemeinschaft und den Krankenkassen prüfen die Landesverbände, ob Vertragsanpassungen verhandelt werden müssten. So ist z.B. bei den Verträgen mit der AOK in Bayern und Hessen derzeit auch die Abrechnung der Grundpauschale „0000“ bei Arzt-Patienten-Kontakten per Video oder Telefon möglich.

Die Coronapandemie hat die Hausarztpraxen in Baden-Würt­temberg unterschiedlich getroffen, weiß Dr. Bertold Dietsche, Chef des Landeshausärzteverbandes. Manche waren z.B. wegen der Betreuung in Pflegeheimen oder als Fieber-Ambulanzen besonders gefordert. Bei anderen sorgten die Absagen verschiebbarer Termine, z.B. bei DMP, Check-up und Impfungen, und das Fernbleiben verängstigter Patienten für freie Kapazitäten. Die konnten gut für Praxisschutzmaßnahmen und den telefonischen Mehraufwand genutzt werden.

Dr. Dietsche fällt auf: „Jeder verweist auf die Hausärzte!“ Ob Gesundheitsämter, die KV-Hotline 116 117, Klinikambulanzen oder Facharztpraxen im Notbetrieb – immer wieder hat der Freiburger Hausarzt Patienten vor sich sitzen, die anderswo abblitzen.

Der Allgemeinarzt, der auch Vorstandsmitglied im Bundesverband ist, ist überzeugt: Weil Deutschland solch eine gute ambulante Versorgung hat, sind uns Szenen wie in spanischen oder italienischen Krankenhäusern erspart geblieben. Das werde auch von Krankenkassenvertretern anerkannt, weshalb Dr. Dietsche überzeugt ist, dass alles getan wird, um die HzV stabil zu halten.

Wie läuft das zweite Quartal? Darüber wird zu reden sein

Liquiditätsprobleme gebe es wegen der Abschlagszahlungen nicht. Allerdings: „Alle stochern im Dunkeln herum“, so Dr. Dietsche. Sollten die Abrechnungen fürs zweite Quartal Probleme offenbaren, werde über Notfallmaßnahmen gesprochen.

Einzelne Vertragsanpassungen gab es längst. So steht z.B. Praxen im AOK-Hausarztprogramm seit dem 30. April eine vom Universitätsklinikum Heidelberg entwickelte Software zur Verfügung („CovidCare“). Die ermöglicht ein strukturiertes Monitoring bei Patienten, die zu einer vom RKI definierten Risikogruppe gehören. Es werde von den Praxen sehr gut angenommen.

Dass die Videosprechstunde künftig eine größere Rolle spielen wird, gibt Dr. Dietsche zu. Wenngleich er ihre Bedeutung für „maßlos überschätzt“ hält. Ihm reicht für die Betreuung chronisch kranker Patienten der persönliche Kontakt oder das Telefonat. „Die Patienten wollen den Doc sehen“, ist sein Eindruck. Für den Sommer erwartet er keine wesentlichen Änderungen im Praxisgeschehen. Immerhin könnte der „Angstfaktor“, der Patienten daheim hält, wieder abnehmen.

Medical-Tribune-Bericht