Kommunikation „Schwieriges“ Patientengespräch? Der Diabetescoach hilft weiter!
Patient X hat zu hohe Glukosewerte, Herzprobleme und starkes Übergewicht. Mit viel Engagement, Empathie und Fachkompetenz informiert und berät die zuständige Diabetesberaterin den Betroffenen. Er nickt zwar artig, hält sich aber dann doch nicht an die Hinweise – trotz seiner ernsten Lage.
Non-compliant oder nur falsches Angebot?
Nicht nur Berater*innen kommen in solchen Fällen an ihre Grenzen. Ist der Mensch mit Diabetes aber wirklich „beratungsresistent“ bzw. mangelt es ihm an Adhärenz oder erhält er nur nicht das passende Angebot? Hier setzt der Diabetescoach DDG an, der Menschen mit Diabetes kurz-, mittel- und langfristig dabei unterstützen soll, mögliche Barrieren hinsichtlich der Ziele der Diabetestherapie – Lebensqualität erhalten sowie diabetesassoziierte Akut- und Folgekomplikationen als auch Exzess-Mortalität vermeiden – „mit der Methode des Coachings zu reduzieren bzw. zu überwinden“, so Bildungsreferentin Angelika Deml, Katholische Akademie für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen in Bayern.
Bei dem neuen Angebot gehe es jedoch nicht nur um ein Coaching vulnerabler, chronisch erkrankter Personen, ergänzt VDBD-Vorsitzende Kathrin Boehm, sondern auch um Menschen, die „ein definiertes Problem im Kontext ihrer Diabeteserkrankung bzw. -Therapie“ mitbrächten, für das sie die (temporäre) Unterstützung eines Coaches in Anspruch nehmen könnten. „Der Schwerpunkt der Fortbildung liegt auf dem Erkennen von Coaching-Anlässen, dem Kennenlernen eines Coaching-Prozesses sowie der Entwicklung und Anwendung neuer Methoden.“ Am Ende soll ein solcher Prozess geplant, durchgeführt und evaluiert werden, sagt sie.
Herausforderungen des Alltags als Therapiehürde
Kathrin Boehm gibt aber auch zu bedenken, dass Therapie-Adhärenz bei den Betroffenen oft „nicht am Wissen, sondern an den Herausforderungen im Alltag“ scheitere. Hier könne das Diabetescoaching ansetzen, damit Betroffene diese Barrieren herausfinden, eigene Ziele klarer formulieren, neue Ressourcen entdecken. Da Coaching „immer freiwillig“ sei, könne es „zu einem zusätzlichen Angebot in Schwerpunktpraxen werden“, hofft sie.
Die Kommunikation mit den Menschen mit Diabetes sei stets „einrichtungsintern gebunden“ und werde „individuell gestaltet“, führt Angelika Deml an. Erfolgreiche Diabetes-Teams verfügten bereits über eine gute Kommunikationsstruktur. Die Bildungsreferentin wünscht sich noch, „dass möglichst viele Mitarbeitende in den Diabeteseinrichtungen genauso viel Spaß und Erfüllung“ in der Patientenversorgung hätten wie sie selbst. Das „Feuer für diese Tätigkeit“ möge „weiter brennen, ungeachtet der Rahmenbedingungen mit Verbesserungsbedarfen an manchen Stellen“, wie in der Diabetestechnologie. Das Problem „der fehlenden Interoperabilität der verschiedenen Software-Programme der Herstellerfirmen untereinander“ sei weiterhin nicht gelöst.
In 80 Stunden zum Coach
Die Qualifikation zum Diabetescoach DDG ist für Diabetesberater*innen DDG mit fünfjähriger Berufserfahrung gedacht und umfasst 240 Unterrichtseinheiten (80 Stunden). Die insgesamt fünf Abschnitte finden sowohl in Präsenz als auch online statt.
Weitere Infos gibt es unter www.ddg.info/ddg-akademie/fuer-gesundheitsfachkraefte/diabetescoach-ddg
Für Professor Dr. Dirk Müller-Wieland, Vorsitzender des DDG Ausschusses „Qualitätssicherung, Schulung & Weiterbildung“, ist der Diabetescoach „ein echter ‚Medical/Patient Need‘ bei der kontinuierlichen Begleitung von Menschen mit Diabetes aller Altersgruppen“. Mit der neuen Ausbildung, die im Oktober in Regensburg startet, erhielten sie „bei komplexen Lebenssituationen oder -krisen eine kompetente und systemorientierte Unterstützung im Sinne eines Coachings mit spezifischer Diabeteserfahrung“.
Diabetescoach DDG: der Neue im Bunde
Der Diabetescoach DDG ergänzt das neue modulare Fortbildungskonzept für Gesundheitsfachberufe der DDG mit Fokus auf einer individualisierten, system- und problemorientierten Begleitung von Menschen mit Diabetes, so Prof. Müller-Wieland. Damit werde auch die „modulare Komorbiditäten-orientierte Vertiefung der Module im ärztlichen Bereich erweitert“, erklärt er. Das neue Konzept könne auch „zu einer ‚Blaupause’ für Menschen mit anderen chronischen Erkrankungen“ werden.