Online-Sprechstunde ist jetzt für jeden GKV-Versicherten im Ländle möglich
Das von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg im April gestartete Modell „docdirekt“ zur Online-Sprechstunde soll nun landesweit ausgerollt werden. „Das Projekt ist problemlos angelaufen und die Erfahrungen aller Beteiligten sind durchweg positiv. Wir haben uns deshalb entschieden, dieses Angebot allen GKV-Versicherten in Baden-Württemberg anzubieten“, erklärt KV-Vize und Hausarzt Dr. Johannes Fechner. Immer mehr ausländische Anbieter von telemedizinischen Anwendungen drängten in die Gesundheitsbranche. Mit docdirekt stehe den Versicherten ein „seriöses Angebot, das kostenfrei, sicher und qualitativ hochwertig ist“, zur Verfügung, so die KV.
Entweder per App, Telefon oder auch im Internet können sich akut erkrankte Patienten von Montag bis Freitag zwischen 9 und 19 Uhr an das docdirekt-Center der KV wenden. Bei Bedarf setzt sich dann innerhalb von 30 Minuten einer der 35 teilnehmenden Haus,- Kinder- und Jugendärzte mit dem Patienten in Verbindung. Auf der Homepage von docdirekt werden die Tele-Ärztinnen und -Ärzte mit Fotos vorgestellt.
Ist eine taggleiche persönliche Vorstellung des Patienten bei einem Mediziner notwendig, vermittelt das docdirekt-Center einen Termin zu einer „PEP-Praxis“(patiennah erreichbare Portalpraxis).
Positives Feedback aus Tuttlingen und Stuttgart
Zum Modellprojekt, das zunächst nur in Stuttgart und dem Landkreis Tuttlingen erprobt wurde, hat die KV durchweg positive Rückmeldungen von Ärzten und Patienten erhalten. „Bislang hatten wir etwa 70 Arztfälle pro Monat“, berichtet ein KV-Sprecher. Die Diagnosen würden das übliche Spektrum einer Haus- oder Kinderarztpraxis mit Erkrankungen wie Erkältungen, Allergien, Magen-Darm-Infekten oder Hauterkrankungen abdecken.
Die nun landesweit geöffnete Online-Sprechstunde soll im Frühjahr 2019 durch die Einführung eines elektronischen Rezepts ergänzt werden. Gefördert wird das Projekt „GERDA – Geschützter E-Rezept Dienst der Apotheken“ mit rund einer Millionen Euro vom Ministerium für Soziales und Integration, entwickelt wird es von der Apothekerschaft.
„Wir liegen gut im Zeitplan“, sagt Ina Hofferberth, Geschäftsführerin des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg. Neben der technischen Entwicklung seien bereits umfangreiche rechtliche und gesetzliche Klärungen für das Modellprojekt notwendig gewesen. So seien alle derzeit in Deutschland geltenden Bestimmungen zur Arzneimittelversorgung nicht auf die Ausstellung elektronischer Rezepte abgestimmt. „Das ist sicher ein Faktor, der den Zeitplan ins Wanken bringen könnte“, räumt die Geschäftsführerin ein.
„Erst in kleinerem Maßstab Erfahrungen sammeln“
Dass das eRezept unmittelbar in ganz Baden-Württemberg eingeführt werden kann, hält Hofferberth für unrealistisch. „Wir müssen erst in kleinerem Maßstab Erfahrungen mit unseren Entwicklungen sammeln, bevor wir das ganze Bundesland technologisch ausrüsten.“