Patienten mit Herzinsuffizienz profitieren von Telemedizin
Für den Erfolg des ,Forschungsprojekts Gesundheitsregion der Zukunft Nordbrandenburg‘ war auch entscheidend, dass wir eine sehr einfache Technik eingesetzt haben, die für die Patienten alltagspraktikabel war“, erklärt Professor Dr. Friedrich Köhler, Studienleiter der Charité, bei der Präsentation der Studie „TIM-HF2“. „Die Compliance war gigantisch“, sagt er zufrieden. 97 % der Telemedizinpatienten hatten an 70 % der Messtage ihre Daten übertragen.
Hausarzt und Kardiologe haben Einsicht in die Akte
Die älteste Teilnehmerin des von 2009 bis 2018 vom Bundesforschungsministerium und dem Land Brandenburg mit insgesamt 14,7 Mio. Euro unterstützten Telemedizinprojekts war 97 Jahre. 1538 Hochrisiko-Patienten wurden insgesamt rekrutiert. Jeweils etwa die Hälfte gehörte der Telemedizin- bzw. der Kontrollgruppe an.
Etwa sieben Minuten Zeit benötigten die Patienten jeden Morgen für die Messungen. Dafür standen ihnen vier Geräte zur Verfügung: ein Elektrokardiogramm mit Fingerclip zur Messung der Sauerstoffsättigung, ein Blutdruckmessgerät, eine Waage sowie ein Tablet zur Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes. Deren Bedienung wurde von Pflegefachkräfte erklärt. Alle vier Wochen wurden zudem strukturierte Telefongespräche mit den Erkrankten geführt. „Der persönliche Kontakt und die enge Betreuung haben viele Patienten offener gegenüber der Technik und der Telemedizin werden lassen und sie motiviert, es auszuprobieren“, so Prof. Köhler.
Einen Telefonanschluss benötigten die Patienten nicht. Die Kommunikation erfolgte über ein Tablet. Über dieses wurden die gemessenen Vitaldaten automatisch an das Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin der Charité übertragen. Dort wurden diese im Rund-um-die-Uhr-Service von Ärzten und Pflegekräften bewertet.
Weniger Krankenhaustage, weniger Todesfälle
- Bezogen auf die einjährige Studiendauer pro Teilnehmer waren es bei Patienten mit Telemedizinnutzung 17,8 Tage im Vergleich zu 24,2 Tagen in der Kontrollgruppe.
- Zudem starben von 100 Herzinsuffizienzpatienten in einem Jahr unter den regulären Bedingungen etwa elf Patienten, mit telemedizinischer Mitbetreuung waren es nur etwa acht Patienten.
- Auch bei den ungeplanten Krankenhaustagen wegen Herzinsuffizienz zeigt die Telemedizingruppe mit 3,8 Tagen Vorteile gegenüber der Kontrollgruppe (5,6 Tage).