Störung in der TI: Viele Arztpraxen ohne Versichertenstammdatendienst
Bis zu 80.000 an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossene Arztpraxen könnten betroffen sein von einem Konfigurationsfehler in der zentralen TI. Der Fehler führt u.a. dazu, dass kein Versichertenstammdatenmanagement (VSDM) mehr möglich ist, weil sich die Konnektoren nicht mehr mit der TI verbinden. Betroffen sind die Konnektoren von T-Systems, Rise und Secunet.
Ausfall kann nur beim Arzt vor Ort behoben werden
Häufiges Fehlerbild ist beim Einlesen der Versichertenkarten die Primärsystemanzeige der Prüfnachweise 3 oder 5 bzw. eine Fehlermeldung im Primärsystem wie am Konnektor.
Schuld an der Störung sei ein Konfigurationsfehler in der zentralen TI, meldete die Betreibergesellschaft gematik. Durch Fehler bei der Aktualisierung würden die Konnektoren dem aktuellen Vertrauensanker nicht mehr folgen. Der Vertrauensanker ist für die sichere Auflösung von Namen in IP-Adressen notwendig, alle kryptografischen Schlüssel werden auf ihn zurückgeführt. Deswegen funktioniere auch der VSDM nicht mehr.
Das Problem: Die Störung wurde zwar in der zentralen Telematikinfrastruktur ausgelöst, um sie aber vor Ort zu beheben, ist das manuelle Einspielen einer korrigierten „Trust-service Status List“ (TSL) erforderlich. Diese stellt die gematik als Download-Datei zur Verfügung. Sie forderte betroffene Ärzte auf, sich „umgehend“ an ihren IT-Dienstleister wenden.
Von den Konnektoren von Rise waren nach Angaben des Unternehmens nur wenige von den Ausfällen betroffen. Gespeichert würden die Daten nicht. Man rechne damit, dass etwa eine Woche nach Auftreten der Störung alle Praxen mit einem Rise-Konnektor wieder einwandfrei arbeiten können.
Bei der Telekom seien Praxen im fünfstelligen Bereich Telematik-Kunden. Wie viele davon betroffen seien, könne man nicht sagen. Auch Secunet hatte hierzu keine Zahlen. Wie lange es dauert, bis alle Praxen wieder einwandfrei arbeiten, hänge davon ab, wie schnell die Servicepartner und Dienstleister bzw. die Leistungserbringer die TSL in ihren Konnektor einspielen.
„Uns ist bewusst, welche zusätzlichen Aufwände die Betroffenen dadurch haben“, so Björn Kalweit, Leiter Operations bei der gematik: Den betroffenen Praxen entstehe kein finanzieller Schaden durch die Störung und sie müssten auch keine Sanktionen fürchten, wenn sie durch den Ausfall den Abgleich der Versichertenstammdaten nicht durchführen können.
Kein finanzieller Schaden – gilt das auch für IT-Rechnung?
Ob diese Aussage allerdings auch den Einsatz des IT-Unternehmens – über Fernwartung oder vor Ort – einschließt, dazu gibt es noch keine Aussagen. Die KBV setzte sich dafür ein, dass der IT-Dienstleister nicht mit dem Arzt abrechnet.
Medical-Tribune-Bericht
erschienen am 02.06.2020, aktualisiert am 08.06.2020 um 14:00 Uhr