Alles Nieten: Adhärenztricks wie Lotto spielen scheitern bei Herzkranken kläglich

Autor: Dr. Alexandra Bischoff

Bei der Adhärenz sind Patienten weit von sechs Richtigen entfernt. Bei der Adhärenz sind Patienten weit von sechs Richtigen entfernt. © iStock/AndreyPopov

Eigentlich sollte man meinen, ein Herzinfarkt ist Antrieb genug, seine Pillen zu nehmen – doch Fehlanzeige. Nicht einmal kostenlose Lotterieteilnahmen können die Therapietreue der Patienten verbessern.

Weniger als die Hälfte aller Patienten nimmt nach einem kardialen Ereignis die verschriebenen Tabletten konsequent ein. Um das zu ändern, setzten US-Forscher kürzlich auf Anreize, die in der Verhaltensökonomie bes­tens funktionieren.

An der Untersuchung nahmen insgesamt 1509 Patienten, die einen Myokardinfarkt erlitten hatten, teil. Das mittlere Alter lag bei 61 Jahren. 506 Probanden bekamen die übliche Behandlung und beinahe doppelt so viele erhielten zusätzlich spezielle Anreize mit dem Ziel, die Medikamentenadhärenz und somit auch das klinische Outcome zu bessern. Gleich mehrere Boni sollten die Teilnehmer „ködern“:

  • Bis zu vier elektronische Pillendosen, die per Leuchtsignal mitteilen, wenn die Tabletteneinnahme ansteht
  • Tägliche Lotterieteilnahmen mit Gewinnen zwischen 5 $ (bei einer Chance von eins zu fünf) und 50 $, gekoppelt an die korrekte Medikation am Vortag
  • Familie/Freunde als Gedächtnisstütze, soziale Unterstützung und Beistand durch Berater der medizinischen Einrichtung

Das sollte eigentlich genug Motivation sein, dachten Professor Dr. Kevin Volpp und seine Kollegen von der Wharton University of Pennsylvania. Doch an der Compliance der Herzinfarktpatienten änderte sich nichts.

Dementsprechend unterschieden sich die beiden Gruppen bei Studien­ende nach zwölf Monaten weder hinsichtlich des Zeitpunkts des ers­ten stationären Aufenthalts infolge eines erneuten vaskulären Ereignisses noch in Bezug auf die Mortalitätsrate signifikant voneinander. Gleiches galt für die Anzahl der Klinikaufenthalte und die medizinischen Kosten, die im letzten Jahr durch die Erkrankung entstanden waren.

Quelle: Aus der Fachliteratur
Quelle: Volpp KG et al. JAMA Intern Med; online first