Datentransfer vom Medizingerät in die Praxis-IT – Hausarzt entwickelt eigene Programme
Dr. Fabian Treusch ist seit 2009 in Pforzheim als hausärztlicher Internist mit den Zusatzbezeichnungen Kardiologie, Ernährungs- und Reisemedizin niedergelassen. „Programmieren ist seit meiner Jugend ein Hobby“, berichtet der Kollege.
Folglich schrieb er auch Software für den Eigengebrauch, um sich „zeitaufwendige Arbeitsschritte etwas zu erleichtern“ und den wachsenden Ansprüchen an Dokumentationspflicht, Qualitätssicherung und Datenschutz gerecht werden zu können. Einige Windows-Tools hat er soweit entwickelt, dass er sie nun auch Kollegen zum Erwerb anbietet.
So fiel ihm auf, „dass nur wenige Praxis-IT-Systeme eine effektive Dokumentationslösung für das geriatrische Basisassessment haben“. Dafür schrieb er ein Programm. Dieses wird aus der Praxissoftware heraus über die standardisierte Schnittstelle für den Gerätedaten-Transfer (GDT) als externer Untersuchungsauftrag aufgerufen, wie etwa ein EKG.
Lizenz zum Testen oder für immer
Mit dem Assessmentformular werden die Ergebnisse des Barthel-Index und des Timed-Up-&-Go-Tests sowie der Pflegegradstatus in die elektronische Karteikarte des Patienten übernommen. „Das Ausfüllen eines Papierformulars und ein anschließendes Einscannen sind damit nicht mehr notwendig“, erklärt Dr. Treusch. Ein zusätzlicher PDF-Generator ermöglicht es, eine Dokumentation in eine PDF-Datei umzuwandeln, die dann ausgedruckt oder per E-Mail versendet werden kann.
Das Programm mit dem Namen GeriGDT bietet Dr. Treusch hausärztlichen Kollegen an, deren Praxis-IT eine solche Dokumentation standardmäßig nicht bietet. Zur Überprüfung, ob GeriGDT mit dem eigenen Praxisverwaltungssystem funktioniert, können Interessierte 30 Tage lang eine kostenlose Testlizenz nutzen. Für eine unbefristete Lizenz berechnet Dr. Treusch einmalig 120 Euro, inklusive Support und Softwareupdates. Durch die Installation würden Praxissoftware und Patientendatenbank nicht beeinträchtigt, versichert er.
Die Verkaufszahlen von GeriGDT halten sich noch in Grenzen, gibt der Hausarzt offen zu. Das Feedback der Nutzer sei allerdings durchweg sehr positiv.
Auch für die einfache und schnelle Dokumentation des in der Praxis gemessenen INR-Wertes sowie der Wochendosis einer oralen Antikoagulationstherapie in der elektronischen Karteikarte hat Dr. Treusch ein selbstständig lauffähiges Windows-Programm (InrGDT) erstellt. Wenn er einen weiteren Schritt schafft, will er auch den Kontakt zu Praxis-IT-Fimen wagen. Doch noch testet er sein Programm „OptiGDT“. Diese zwischengeschaltete Software soll helfen, das Problem zu lösen, dass trotz der standardisierten Schnittstelle Befundtexte und Messergebnisse medizinischer Geräte uneinheitlich und teilweise unübersichtlich in die Karteikarte übertragen werden.
Online-Tools als Service auf der Praxishomepage
So landen z.B. medizinisch irrelevante Angaben in der Dokumentation oder Einheiten und Bezeichnungen sind falsch bzw. unterschiedlich übersetzt.
Da Medizingerätenutzer häufig nur sehr eingeschränkt beeinflussen könnten, welche Daten in welcher Form per GDT übermittelt werden, und sich auch in der Praxissoftware meist nur begrenzt die Darstellung übermittelter Daten festlegen lasse, will Dr. Treusch für Optimierung sorgen.
Völlig gratis ist übrigens der Service, den der Internist Patienten und Kollegen auf seiner – natürlich selbst programmierten – Homepage der „Hausarztpraxis Sonnenhof“ anbietet. Hier finden sich z.B. Patientenbroschüren, Dokumentationshilfen, Material zum Thema Patientenverfügung, Schlafmittelabhängigkeit oder Fahrtüchtigkeit sowie diverse Onlinerechner und -formulare.
Medical-Tribune-Bericht