ePA Ein neues Produkt mit moderner Architektur
BMG-Chef Prof. Dr. Karl Lauterbach zeigte sich in der Bundespressekonferenz optimistisch, dass die „ePA für alle“ die Versorgung besser und unbürokratischer machen wird. „Und sie wird dazu führen, dass wir besser werden in der Forschung.“ Der Minister verwies auf 15 in der aktuellen Legislatur realisierte Gesetze. „Aber wenn ich eine Prognose wagen darf, dann sind es zwei Gesetze, die langfristig die Gesundheitsversorgung in Deutschland besonders beeinträchtigen oder beeinflussen oder verändern werden.“ Er meint die ePA-Einführung und die Krankenhausreform.
Digitaler Medikationsprozess soll im Sommer 2025 starten
Zunächst wird die ePA vier bis sechs Wochen lang in zwei Modellregionen ausgerollt. Ab Anfang März 2025 soll sie dann für alle bundesweit nutzbar sein, als sog. Opt-out-Variante. Heißt: Jeder bekommt die ePA, sofern der oder die Versicherte nicht widerspricht. Jeder kann vollständig profitieren oder nur teilweise. Privatversicherte können die ePA ebenfalls nutzen, sofern ihre Krankenversicherung eine solche anbietet.
Mit ePA-Start am 15. Januar werden Medikationsliste, Arzt- und Befundberichte eingebunden. Praxen, Kliniken und Apotheken sind verpflichtet, neue Befunde in die ePA einzustellen. Der digitale Medikationsprozess soll im Sommer 2025 starten, die Nutzung von Laborbefunden Anfang 2026. Alte Befunde können laut Minister patientenseitig eingebracht werden, z. B. per Smartphone oder Rechner, oder über die Krankenkassen. Eine nachträgliche Befüllung ist somit möglich.
Mit einer großen Informationskampagne werben BMG und Krankenkassen für das neue Produkt. Infobusse rollen durchs Land, angepriesen wird die Akte auch in den sozialen Medien und auf Plakaten. Für die Akte spricht, dass sich mittels Medikationsplan und weniger unerwünschter Arzneimittelwirkungen geschätzt jährlich 65.000 Menschenleben retten lassen.
Das Informieren der Leistungserbinger hat die Gematik mit der KBV übernommen. Webseiten verdeutlichen die Funktionsweise der ePA. Ein Erklärfilm findet sich bei gematik.de. Auch wird der digital gestützte Medikationsprozess demonstriert.
Seit Jahren wird über eine Patientenakte sehr konträr diskutiert. In der Kritik standen und stehen immer wieder mögliche Risiken beim Datenschutz und die Furcht vor dem „gläsernen Patienten“. Mit solchen Vorurteilen räumt Prof. Lauterbach auf: „Erst mit dem Stecken der Gesundheitskarte erlaubt es der Patient dem Arzt überhaupt, auf die Daten zuzugreifen.“ Der Patient bzw. die Patientin könne zudem in der App entscheiden, wer auf seine bzw. ihre Daten zugreifen könne.
Nur wenige Angeschriebene lehnen ePA-Einrichtung ab
Der SPD-Politiker geht davon aus, dass die ePA-Daten nicht nur die Behandlung, sondern auch die Weiterentwicklung von Arzneimitteln und die Nutzung Künstlicher Intelligenz im Gesundheitssystem nach vorn bringen. Etwa zwei Drittel der Kassen haben mit der Ansprache der Versicherten begonnen. Weniger als 3 % der Angeschriebenen widersprachen laut GKV-Spitzenverband der ePA-Einrichtung.
Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes nannte Voraussetzungen für den ePA-Erfolg. Die Akte müsse technisch stabil laufen. „Wir sehen hier zentral die Praxisverwaltungssoftwarehersteller in der Pflicht.“ Es müsse zu viel Automatisierung kommen, ohne händisches Einpflegen von Daten.
Dr. Beier lobte auch die Informationskampagne. „Wir hoffen und bitten darum, dass die Krankenkassen alle möglichen Kanäle offenhalten und persönliche Kontaktmöglichkeiten den Versicherten einräumen, damit wir eben wie in vergangener Zeit nicht die einzigen sind, die für Rückfragen der Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehen.“
Kein Update der 2021er-Akte, sondern ein neues Produkt
Als ein hochkomplexes Unterfangen bezeichnet Dr. Florian Fuhrmann, seit September Gematik-Geschäftsführer, Einführung und Betrieb der ePA. An der Umsetzung seien über 100 Softwarehersteller, 100.000 Praxen und rund 20.000 Apotheken und Krankenhäuser beteiligt.
Dr. Fuhrmann stellt zugleich klar, dass es sich 2025 nicht um ein Update der seit 2021 verfügbaren Akte handelt, sondern um ein neues Produkt. Die Gematik habe von Beginn an regelmäßig Organisationen wie den Hausärztinnen- und Hausärzteverband sowie die Industrie, die Gesellschafter der Gematik und natürlich Patientinnen und Patienten in die Konzeption der ePA einbezogen. Es habe einen engen Austausch mit den obersten Sicherheits- und Datenschutzbehörden gegeben.
In den ersten vier Wochen soll sich die ePA in den Modellregionen bewähren und laut Minister zeigen, „ob das tatsächlich mit den Praxisverwaltungssystemen so funktioniert, wie wir uns das gedacht haben“. Lauterbach geht von einem Erfolg aus: „Also wir haben da keinen Anhaltspunkt, dass es anders sein sollte.“
Medical-Tribune-Bericht