Initiative Ärzte Codex „Es ist schwierig, sich dem ökonomischen Druck zu widersetzen“

Praxismanagement , Praxisführung Autor: Anouschka Wasner

Der Gesundheitssektor sollte ohne wirtschaftlichen Druck arbeiten können. Der Gesundheitssektor sollte ohne wirtschaftlichen Druck arbeiten können. © Denniro – stock.adobe.com

Der Ärzte Codex habe das Bewusstsein geschärft, sich kritisch mit der Frage der Ökonomisierung in der Medizin auseinanderzusetzen und sich standhafter aufzustellen, um in Klinik und ambulanter Medizin immer den Patienten und die medizinische Entscheidung zuerst zu sehen. 

Das sagt Prof. Dr. Petra-Maria Schumm-Draeger in einer aktuellen Folge unseres Podcasts O-Ton Innere Medizin. Die Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie hatte sich in ihrer Zeit als Vorsitzende und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin 2016/2017 für die Etablierung eines Ärzte Codex eingesetzt, um Ärztinnen und Ärzten mehr Rückhalt im ärztlichen Alltag zu vermitteln. 

Der Codex sei ein erster wichtiger Schritt gewesen, der bis dato noch nicht gegangen war, sagt sie heute. Dennoch: Nach wie vor sei es extrem schwierig, sich etwa der Krankenhausleitung zu widersetzen, wenn man zum Beispiel unter ökonomischen Druck gerate und gedroht werde, ggf. die nächste zu besetzende Arztstelle zu streichen, oder es zu anderen Dingen komme, die eine verantwortungsvolle Arbeit erheblich erschweren, so Prof. Schumm-Draeger. „Und ich kann das aus den eigenen Klinikerfahrungen in unterschiedlichen, auch leitenden Positionen heraus sagen.“ Es sei in diesem Zusammenhang noch viel Arbeit zu leisten, unterstreicht sie. 

Formuliert wird im Ärzte Codex, dass Ärztinnen und Ärzte ihre ärztliche Heilkunst unbeeinflusst von wirtschaftlichem Druck, finanziellen Anreizsystemen oder ökonomischen Drohungen ausüben sollen. „Das heißt, dass wir Ärztinnen und Ärzte für den Patienten entscheiden müssen, ohne primär die Ökonomie zu sehen. Die Indikation für Diagnostik und Behandlung muss immer primär medizinisch und am Patienten als Mensch ausgerichtet sein“, so Prof. Schumm-Draeger.

Aber wie kann der Codex Ärztinnen und Ärzte, die in ihrem Alltag im Krankenhaus oder ambulanten Bereich ökonomischem Druck ausgesetzt sind, ganz real und konkret unterstützen? Und was könnte ein nächster Schritt sein, um den Codex wirkmächtiger in der ärztlichen Berufsausübung zu machen? Auch das haben wir Frau Prof. Schumm-Draeger in unserem Podcast gefragt.

Und nicht zuletzt: Aus welchen Richtungen hat die Initiative Unterstützung erfahren – und wo hätte man sich mehr Rückendeckung erwartet? Warum supporten offenbar nicht alle Kolleginnen und Kollegen diese Art des Engagements für eine ethische Verpflichtung?

Medical-Tribune-Bericht

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