Volles Wartezimmer „Mit einer Online-Terminvereinbarung wäre ich weniger flexibel“

Praxismanagement , Patientenmanagement Autor: Anouschka Wasner

Im ländlichen Raum können Patient:innen vom Angebot einer Videosprechstunde durchaus profitieren, da spezialisierte Praxen oft weit entfernt liegen. Im ländlichen Raum können Patient:innen vom Angebot einer Videosprechstunde durchaus profitieren, da spezialisierte Praxen oft weit entfernt liegen. © sebra – stock.adobe.com

Ja, es mussten schon mal nörgelnde Patienten aus der Praxis verwiesen werden, erzählt Hausarzt Dr. Georg Fröhlich in unserem Podcast. Aber in der Regel ließen sich Unzufriedenheiten über Wartezeiten mit einem Lächeln und einem freundlichen Wort kompensieren. Was verrät er noch über die Interna seiner Terminplanung? 

Überfüllte Wartezimmer sind in vielen Arztpraxen ein nervenaufreibendes Problem. Auch in der Gemeinschaftspraxis des Hausärztlichen Internisten Dr. Georg Fröhlich in Waldbrunn im Westerwald ist die Organisation der Wartezeiten ein Thema – aber kein wirkliches Problem. 

Wie lange die Patienten in seinem Wartezimmer sitzen, hänge davon ab, was für ein Anliegen bzw. was für einen Termin die Patienten haben. Wer ein akutes Krankheitsbild hat wie Brustschmerzen oder ein neurologisches Defizit käme umgehend dran – seine MFA seien darauf geschult, eine solche Notwendigkeit bereits am Telefon oder spätestens an der Anmeldung „abzugreifen“. 

Technische Tools sind oft, aber nicht immer hilfreich

Eine Online-Terminvergabe hat der Hausarzt deswegen bislang auch nicht. Das läge auch daran, dass man ein eher klassisches ländliches Klientel betreue. Aber nicht nur das: „Bei der Online-Terminvereinbarung ist der Arzt auch ein bisschen passiv“, sagt Dr. Fröhlich. Technische Tools wie die Online-Terminvereinbarung könnten zwar die teils mangelnde Ressource Mensch einsparen. Klar sei aber auch, dass sie ein gewisses Maß an Flexibilität raube. Man wisse dann ja nicht, worum es dem Patienten gehe. „Diese Frage kann in einem persönlichen Gespräch mit einer Mitarbeiterin vorab schon abgeklärt werden. Und dann kann möglicherweise ein Termin mehr geblockt werden, wenn man z.B. weiß, dass es um mehrere Belange geht.“ 

Außerdem glaubt er, dass viele Patienten das gesprochene Wort schätzen und suchen. Und dass sie gerade in Situationen, in denen sie Hilfe suchen, nicht mit einer KI-Stimme durch die Medizinbranche durchgeleitet werden wollen, sondern dass „die menschliche Interpretation gesucht wird und auch nötig ist“.

Eine Videosprechstunde ist in der Waldbrunner Gemeinschaftspraxis dagegen in die Praxisabläufe „eingetaktet“. „Der Gesamtnutzen hinsichtlich der Menschlichkeit ist für mich dabei noch offen“, sagt Dr. Fröhlich. Schließlich könne man viele der dort behandelten Probleme auch einfach am Telefon klären. Trotzdem sei die Technik aber ein Gewinn: So könnten z.B. Schwangere von einem Termin zum Thema Schwangerschaftsdiabetes durchaus von der Videosprechstunde profitieren. Auf dem Land könne es den Frauen sonst passieren, dass sie 30, 40 oder 50 Kilometer fahren müssen, bis sie zur nächsten Diabetesschwerpunktpraxis kommen. 

Praxismanagement im Podcastformat

Die erste Staffel unseres neuen Podcasts ist ein gemeinsames Projekt von Medical Tribune und der AG Hausärztliche Internisten der DGIM, der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Bereits erschienene Folgen in der Reihe „Praxismanagement“:

  • Medizintechnik – rechnet sich das?

  • Klimaschutz in der Arztpraxis

  • Wie eine gute Teamleitung zu einem guten Team führt

  • Volles Wartezimmer – voll das Problem?

Wer besser delegiert, hat weniger Stress im Alltag

Das klassische alteingesessene Klientel der Praxis lege allerdings keinen Wert auf solche Angebote. „Der 70-jährige Patient möchte nach wie vor weiter persönlich betreut werden und nicht mit uns über den Bildschirm in Kontakt treten“, so Dr. Fröhlich. 

Deutlich mehr Nutzen hat da für ihn der Einsatz der VERAH, also von MFA, die mit einem Tablet ausgestattet zum Patienten fahren und biometrische Daten eins zu eins in die Praxis spielen und direkt ins Praxisverwaltungssystem einspeisen. „So kann ich die Patienten gut über die Schwester vor Ort betreuen“, sagt Dr. Fröhlich. „Wird mir die Wunde über das Tablet gezeigt, kann ich selbst entscheiden, ob ich da später selbst noch mal hin muss. Die ausgebildete Assistentin kann mir so die Arbeit im Alltag sehr, sehr viel leichter machen.“

Wie Hausarzt Dr. Fröhlich die Anrufe seiner VERAH im Einsatz in die Sprechstunde vor Ort einbindet, welche Strategien er statt einer Online-Terminvergabe einsetzt und wie er mit seinen unpünktlichen Patienten umgeht – all das hören Sie in der knapp 30-minütigen Folge unserer Podcastreihe „O-Ton Innere Medizin“.

Medical-Tribune-Bericht