Besondere Arztpraxis Positionieren Sie sich!

Praxismanagement , Praxisführung Autor: Anouschka Wasner

Was ist das besondere in Ihrer Praxis? Was ist das besondere in Ihrer Praxis? © photowahn – stock.adobe.com

Haben Sie sich auf bestimmte Behandlungsformen spezialisiert, begeistern Sie Hobbys wie Fotografie, Sport oder Reisen, ist Ihre Praxis sehr modern? All das können Alleinstellungsmerkmale sein. Positionieren Sie sich!

Für Niedergelassene ist es bedeutsam, mit ihrer Arztpraxis eine individuelle Positionierung einzunehmen. Verdeutlichen Sie Patienten und möglichen Bewerbern, worin sich Ihre Praxis von einer anderen Praxis derselben Fachrichtung unterscheidet – und sie damit unverwechselbar macht! Praxisberater Wolfgang Apel erklärt, wie Ihnen dies gelingt.

Medizinische Positionierung

Auch wenn Ärztinnen und Ärzte derselben Fachrichtung medizinisch grundsätzlich genauso qualifiziert sind, unterscheiden sie sich in vielen Bereichen doch immens voneinander. Über die offiziellen Qualifizierungen und Titel hinaus haben Ärzte bestimmte medizinische Vorlieben oder Interessen, zu denen sie sich meist überproportional stark fortgebildet haben. Sie sind interessiert, mit diesen Krankheitsbildern oder Behandlungsformen zu arbeiten. Somit unterscheiden sie sich von Kollegen, die ihrerseits eigene Vorlieben und Interessen haben, die aber in einem anderen Bereich liegen. 

Für Patienten kann das hochinteressant sein. Sie wünschen sich nämlich einen Spezialisten, der sich genau mit ihrem Problem beschäftigt. Wenn sie wissen, dass ein bestimmter Arzt mit ihrem Krankheitsbild besonders erfahren und auf dem aktuellen medizinischen Stand ist, werden sie dessen Praxis anderen Praxen vorziehen. 

Diese Vorlieben zu kommunizieren, bezeichnet man als medizinische Positionierung. Je klarer eine Praxis mitteilt, welche medizinischen Interessen im Team vertreten sind, desto mehr Patienten mit entsprechenden Bedürfnissen werden den Weg dorthin finden.

Persönliche Positionierung

Es steht außer Frage, dass ein Arzt jedem Patienten gerne hilft – aber es gibt doch Patienten, auf die sich ein Arzt mehr freut als auf andere, zum Beispiel, weil man sich sympathisch findet. Diese Sympathie entsteht oftmals dadurch, dass sich Arzt und Patienten ähnlich sind: etwa im Alter, vom sozialen Umfeld her oder weil man gleiche Hobbys und Interessen hat. Deswegen: Teilen Sie Ihre persönlichen Interessen in der Praxis wie auch in einem „Über mich“-Bereich auf Ihrer Website mit. Lassen Sie erkennen, was für ein Typ Mensch Sie sind. So werden Sie immer mehr Patienten in Ihrer Praxis haben, die zu Ihnen und Ihrer Praxis passen.

Allgemeinarzt und Hobbyfotograf

Ein Hausarzt, der ein leidenschaftlicher Hobbyfotograf ist, betreibt sein Hobby auf einem bereits semi-professionellen Niveau. Da versteht es sich von selbst, dass er gerne mit Patienten zu tun hat, die ebenfalls ein Auge für die Fotografie haben oder sich mit Fototechniken beschäftigen. 

Was macht er nun, um diese Patienten zu erreichen? Er kommuniziert sein Hobby offensiv auf seiner Website und seine Praxiswände sind mit seinen Aufnahmen gepflastert. Diese werden sofort zum Gesprächsthema zwischen ihm und seinen Patienten.

Hausarzt für mehr Bewegung

Ein Hausarzt, der sehr sportlich und aktiv ist, brennt wirklich dafür, seine Mitmenschen in die Bewegung zu bringen. Das merkt man seiner ganzen Praxis und Kommunikation an. Der Slogan seiner Praxis lautet „Wir sorgen für Bewegung“. Und er zeigt seine Leidenschaft für Sport und Bewegung offen auf seiner Website. 

So sortiert er schon vor dem ersten persönlichen Kontakt viele Patienten aus, die nicht bereit sind, sich sportlich zu betätigen, um ihre körperlichen Beschwerden in den Griff zu bekommen. Das macht seine Arbeit leichter und sie macht ihm mehr Freude, da er mit Menschen zusammenarbeiten kann, die wirklich an seinen Therapien interessiert sind.

Reiseaffiner Internist

Ein Internist reist sehr viel, hat in unterschiedlichen Ländern gearbeitet und ist mit einer Tunesierin verheiratet, die er während seiner Facharztausbildung im Krankenhaus kennenlernte. Er arbeitet am liebsten mit Patienten zusammen, die ebenfalls schon in der Welt herumgekommen sind und mit denen er sich gut unterhalten kann. Dann macht ihm die Arbeit mehr Spaß. Und auch für die Patienten ist es angenehmer, bei einem Arzt zu sein, der ihren Lebensstil kennt und versteht.

Positionierung zur Patientenzielgruppe

Ärzte können sich auch auf einen gewissen Patiententyp spezialisieren. Das hat für alle Seiten Vorteile, da sich die Praxis damit auf einen bestimmten Typus Mensch einstellen kann. Sollten sie am liebsten mit einer bestimmten Altersgruppe oder anderen Patientengruppe zusammenarbeiten, dann freuen sich diese Patienten über eine Arztpraxis, die sich genau auf ihre Bedürfnisse eingestellt hat. 

Letztendlich geht es darum, dass alle Beteiligten – Praxisinhaberin bzw. -inhaber, Patientinnen und Patienten und alle Mitarbeitenden – gut zueinander passen. Dann kann ein Höchstmaß an Wohlbefinden und Zufriedenheit für alle erzielt werden. Und fühlt sich ein Praxisteam am wohlsten mit einer bunten Mischung an Patienten, dann ist das selbstverständlich genauso eine Präferenz!

Hausärztin für Businessfrauen

Eine Hausärztin positioniert sich als Spezialistin für Businessfrauen. Diese Patientengruppe leidet aufgrund ihrer beruflichen Situation häufig an ähnlichen Beschwerden und Problemen. Zudem tragen die Frauen ähnliche Erwartungshaltungen an eine Praxis heran. So sollten die Öffnungszeiten an die Arbeitszeiten angepasst sein. Genau an diesen Bedürfnissen und Erwartungen der Zielgruppe hat die Hausärztin sich ausgerichtet und insbesondere ihre Mitarbeitenden danach ausgesucht.

Kieferorthopädie für Kinder 

Die meisten Kieferorthopädie-Praxen behandeln alle Patienten von jung bis alt, was völlig logisch ist, da die medizinische Fachkenntnis ja vorhanden ist. Allerdings kann es auch sinnvoll sein, sich auf eine der beiden Patientengruppen zu fokussieren. Genau nach diesem Prinzip gibt es auch Kieferorthopäden, die sich speziell auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen ausrichten, während andere Praxen sich wiederum für Erwachsene positionieren.

Technische Positionierung

Dabei geht es um die Ausstattung einer Praxis. Die Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz halten Stück für Stück Einzug in die Einrichtungen des Gesundheitswesens. Niedergelassene können sich von anderen Praxen abgrenzen, wenn sie technisch besonders modern aufgestellt sind, z. B. die Möglichkeit, das digitale Röntgengerät einer Praxis über das Internet mit einer KI-basierten Analyse-Software der Charité in Berlin zu verbinden. Dort wird es automatisch befundet. Bis der Patient wieder auf dem Stuhl sitzt, ist das Röntgenbild mit visueller Kennzeichnung aller erkannten Läsionen und einer schriftlichen Befundung bereits wieder in der Praxis. Das stellt ein absolutes Alleinstellungsmerkmal dar. 

Speziell: Dirndl-Praxis in München

Eine junge Kieferorthopädin hatte für riesengroße Aufmerksamkeit dadurch gesorgt, dass jede Mitarbeiterin sowie sie selbst im Praxisalltag immer ein Dirndl trug. Die Folge: etliche Zeitungsbeiträge und ein voller Terminkalender.  

Speziell: Zahnarzt in Garmisch-Partenkirchen

Diese Praxis hat mit ihrem Namen Aufsehen erregt. „[fotzn‘spanglerei]“ nannte sie sich, ein bayrischer Ausdruck für Zahnarzt (Fotzn steht für Mund, Spangler für Klempner). Nach Eröffnung erschien ein Artikel darüber im Münchner Merkur, der eine Medienlawine ins Rollen brachte.

Ziel der Positionierung ist zu zeigen, was einen niedergelassenen Arzt und seine Praxis ausmacht, um die Praxis so von anderen abzuheben. Auf diesem Weg werden Praxisinhaber automatisch immer mehr Patienten anziehen, die für sie medizinisch interessant sind, mit denen sie sich persönlich gut verstehen oder die einfach einem bestimmten, von ihnen gewünschten Patiententypus entsprechen. 

Auch für potenzielle Bewerber ist die Positionierung ein ganz wichtiges Entscheidungskriterium, sich bei ihnen zu vorzustellen. Kein qualifizierter und engagierter Mitarbeiter möchte in einer Allerweltspraxis arbeiten. Wohingegen eine Praxis mit klaren Alleinstellungsmerkmalen für diese Mitarbeiter besonders interessant ist.

Quelle: Medical-Tribune-Bericht