Praxisausstattung: Das ist beim Einrichten wirklich wichtig
Ein Ergometer rentiert sich in einer Hausarztpraxis kaum, gilt einigen Kollegen aber trotzdem als heilig. Kleinigkeiten wie etwa der Kaffeevollautomat im Personalzimmer werden dagegen häufig unterschätzt. Dr. Katharina Weinert und Dr. Maria-Elisabeth Krell von der AG „Werkzeugkasten Niederlassung des Deutschen Hausärzteverbandes“ erklärten bei der Practica, worauf es bei der Einrichtung der Praxis ankommt.
Empfang: Diskret und auf Augenhöhe
Schon mal bedacht, welchen Eindruck der Empfangstresen macht? Seine Gestaltung kann darüber entscheiden, wie Patienten gegenüber dem Personal auftreten. Wird dort im Sitzen gearbeitet, blicken Hereinkommende von oben auf die Mitarbeiter herab. Im Umgang mit unhöflichen Patienten kann es jedoch vorteilhafter sein, wenn die Medizinischen Fachangestellten ihnen „auf Augenhöhe“ begegnen.
Steharbeitsplätze ermöglichen das zwar, bieten aber wenig Komfort. Alternativ kann hinter dem Tresen ein Plateau errichtet werden, auf dem die MFA sitzen und trotzdem auf einer Höhe mit den Patienten kommunizieren können. „Die Arbeitsplatzsicherheit kann darunter aber leiden“, merkt Dr. Krell an: „Stufen bedeuten Stolpergefahr.“
Ist am Empfang aufgrund der Raumaufteilung nur wenig Diskretion möglich, rät Dr. Weinert, auf einem Schild darauf hinzuweisen, dass Patienten ihr Anliegen auch in einem geschützten Raum vorbringen können.
Wartezimmer: Unterschiedliche Sitzhöhen, Pflanzen ohne Keimgefahr
Im Wartezimmer gilt es, auf die Leiden der Patienten Rücksicht zu nehmen. Beispielsweise ist es für Menschen mit Rücken- oder Hüftschmerzen besser, sich auf relativ hohe Stühle setzen zu können. Auch manchen Senioren fällt es schwer aufzustehen, wenn sie in tiefen Polstern eingesunken sind. Stühle in unterschiedlicher Höhe sind deshalb sinnvoll.
Topfpflanzen finden sich zwar häufig in Wartezimmern, sind aber eigentlich tabu. „In der Erde können sich Keime vermehren“, gibt Dr. Krell zu bedenken. Hydrokulturen sind dafür weniger anfällig.
Sprechzimmer: Welche Geräte sind unumgänglich?
In jedem Sprechzimmer muss ein Waschbecken vorhanden sein. Außerdem ist es sinnvoll, wenn das Zubehör für Basisuntersuchungen in jedem Sprechzimmer zu finden ist, so etwa Otoskop, Stethoskop, Blutdruckmessgerät und Maßband. Für manche Ärzte kann es sich lohnen, in eine spezielle Behandlungsliege zu investieren. „Vor allem, wenn man die Manuelle Therapie anbietet, ist das nochmal etwas ganz anderes“, berichtet Dr. Krell.
Welche Geräte in der Praxis nötig sind, hängt einerseits von den Vorlieben des Mediziners ab. Die Referentinnen empfehlen zudem, bei den KVen zu erfragen, welche Geräte nötig sind, um z.B. an den Disease-Management-Programmen (DMP) teilzunehmen – beispielsweise das Spirometer für das DMP Asthma.
Vor der Anschaffung sollten Praxisinhaber abwägen, wie schnell Geräte sich amortisieren und wie viel Personal sie binden. Auch die Kosten für Verbrauchsmaterialien und Service sind zu berücksichtigen. Manchmal können Geräte auch gebraucht gekauft oder geleast werden.
Ein Ergometer lohnt sich für die Kassenmedizin in der Hausarztpraxis meist nicht, berichtet Dr. Krell. Bei Anschaffungskosten von über 10 000 Euro müsse es oft eingesetzt werden, bis es sich amortisiere. Allerdings sei damit unter anderem die Belastungsuntersuchung für Atemschutzträger bei der Feuerwehr möglich.
Alle medizinischen Geräte müssen mit der Praxisverwaltungssoftware kompatibel sein. Dr. Weinert rät dazu, direkte Angebote von den Herstellern anzufordern und diese genau zu vergleichen. Ein Sterilisationsgerät kann umgangen werden, wenn die Praxis ausschließlich Einmal-Besteck verwendet. Umweltschonender ist aber ein Vertrag mit dem örtlichen Krankenhaus. Dort kann Behandlungsbesteck unter Umständen zum Sterilisieren abgegeben werden.
Personalraum: Auf Wünsche und Zufriedenheit der Mitarbeiter achten
Bei der Ausstattung des Personalzimmers sollte der Praxisinhaber die Wünsche der MFA berücksichtigen, raten Dr. Krell und Dr. Weinert. Kleine Details können sich darauf auswirken, wie wertgeschätzt sie sich auf der Arbeit fühlen. Nach Erfahrung von Dr. Krell erhöht ein Kaffeevollautomat die Zufriedenheit von Ärzten und Mitarbeitern deutlich. In den Umkleidespinden der Mitarbeiter dürfen Arbeitskleidung und Straßenkleidung nicht im gleichen Fach liegen. Schuhe sind auf ein Gitter im Spind zu stellen, nicht auf den Boden.
Aktenvernichtung: Schreddern dem Spezialisten überlassen
Die Schutzbedürftigkeit von Datenträgern wird nach DIN-Norm 66399 in drei Stufen unterteilt. Die Papiere in Arztpraxen unterliegen der höchsten Sicherheitsstufe, der „Schutzklasse 3“. Patientenunterlagen müssen daher nicht nur in Streifen, sondern zu „Konfetti“ geschreddert werden. Dr. Weinert und Dr. Krell empfehlen, das Schreddern einem zertifizierten Dienstleister zu überlassen. Die Akten werden dann in eine gemietete, abgeschlossene Tonne in der Praxis geworfen. In regelmäßigen Abständen holt der Anbieter sie ab und vernichtet den Inhalt ordnungsgemäß.
Brandschutz: Praxisgröße und Geräteschutz beachten
In jeder Arztpraxis sind Feuerlöscher verpflichtend vorzuhalten, die Menge richtet sich nach der Praxisgröße. Dr. Weinert rät davon ab, Feuerlöscher zu verwenden, die mit Pulver arbeiten, da es die medizinischen Geräte schädigen kann.
Kongressbericht: 44. practica Bad Orb