Patientenkommunikation Selektivverträge fördern Kommunikation per Messenger
Zwar findet die Kommunikation zwischen Praxen und ihren Patientinnen und Patienten oft noch per Telefon oder E-Mail statt. Eine Hausarztpraxis in Engstingen hat sich aber bereits zum Start des Messengers garrioCOM im Januar 2024 für das System entschieden und kann nun von ersten Erfahrungen berichten.
„In vielen Arztpraxen werden – meist auf Wunsch von Patienten – Daten verschickt, die nicht über alle Übertragungsstationen hinweg verschlüsselt sind und deshalb von Hackern abgegriffen werden könnten“, weiß Ärztin Angelika Walliser. Ihr war es deshalb wichtig, einen Ende-zu-Ende verschlüsselten, datenschutzkonformen Messenger für die Kommunikation mit Patientinnen und Patienten verwenden zu können. Die App ermöglicht auch eine Arzt-zu-Arzt-Kommunikation, z. B. für Kontaktanfragen oder eine Fallkonferenz.
Alle Versicherten sowie Praxen, die an den Haus- und Facharztverträgen der AOK Baden-Württemberg teilnehmen, erhalten den Messenger kostenlos. Die monatliche Gebühr von 20 Euro (zzgl. MwSt.) übernimmt die Kasse. garrioCOM ist ein Produkt der garrio GmbH, einer 100%-Tochter der Mediverbund AG.
Keine Zeitverschwendung in der Warteschleife mehr
Patientinnen und Patienten können über die intuitiv zu bedienende App einfach und schnell ihre Anliegen schildern, ohne in einer Warteschleife Zeit zu verschwenden. Hausarzt Dr. David Schneider aus der Engstingener Praxis bestätigt: „Das Praxisteam wird bei der täglichen Telefonieroutine entlastet, da es nicht jede Anforderung telefonisch entgegennehmen muss und mit dem Messenger strukturiert arbeiten kann. Das gilt vor allem für Rezeptbestellungen, Terminvergaben und Überweisungen.“
Um das Produkt in der Praxis nutzen zu können, wird ein aktueller Browser (z. B. Google Chrome oder Mozilla Firefox) plus eine Internetverbindung benötigt. Die mobile Version läuft auf aktuellen Smartphones. Die MFA behalten am Praxisrechner die Patientenanfragen im Blick. Ein Ticketsystem sortiert nach „offen“, „in Bearbeitung“, „auf Rückmeldung warten“ oder „abgeschlossen“. So ist jederzeit der aktuelle Stand der Bearbeitung erkennbar.
MFA Jana Rauscher berichtet: „Die App beinhaltet nicht mehr als nötig. Sie ist zeitsparend und sehr gut strukturiert. Der Austausch ist spürbar einfacher geworden. Wir sind flexibler, weil wir nicht sofort antworten müssen, sondern wir können den Zeitpunkt selbst bestimmen – das ist das Wichtigste!“
„Genutzt wird regelmäßig die patientenbezogene Chatfunktion, mit der etwa Laborwerte und Befunde angefordert oder sonstige Fragen gestellt werden können“, schildert Rauscher. „Gut kommen ebenfalls die individualisierten Fragebögen an, die sehr leicht in die App eingefügt werden können.“ Auch Textbausteine können eingegeben werden. Die App bietet standardisierte Anamnesebögen und Score-Diagnosen sowie bei Bedarf Videokonferenzen. „Es gibt beim Mediverbund eine Super-Hotline für den technischen Support“, lobt MFA Rauscher.
Anleitung zur App auf der Praxis-Homepage
Hausärztin Walliser ergänzt: „Durch direkte Ansprache und Informationen im Warteraum sowie auf der Internetseite haben wir bislang über 300 Patienten von garrioCOM überzeugen können. Das sind circa 15 bis 20 %. Wir sind sicher, dass wir in der Praxis ein Potenzial von 50 bis 60 % an Teilnehmern haben, wenn nicht sogar noch mehr.“
Die Praxis hat für ihre Patientinnen und Patienten eine Anleitung zur Installation der App erstellt, die in einem Flyer und auf der Webseite prominent präsentiert wird.
Mit dem Messenger lassen sich die Patientenkommunikation und die Organisation von Besucherströmen effizient und effektiv gestalten, meinen die Vertragspartner. Auch Massennachrichten an den Patientenstamm oder bestimmte Gruppen können leicht verschickt werden, etwa anlässlich von Grippeimpfungen oder wenn die Praxis wegen Urlaubs geschlossen hat.
AOK, Hausärzteverband und MEDI sehen noch weiteres Potenzial. In Planung sind beispielsweise ein Terminkalender und die Einbindung der Kasse bei der erleichterten Umsetzung von Reha- und Präventionsmaßnahmen. Auf seiner Homepage meldet der Anbieter, Schnittstellen für den Austausch zwischen PVS und Messenger zu entwickeln – allerdings müsse auch die jeweilige Praxissoftware diese ansprechen können.
Medical-Tribune-Bericht