Erfahrungsbericht Alles per Praxis-App

Praxismanagement , Praxis-IT Autor: Isabel Aulehla

Spezielle Apps können für Hausarztpraxen eine große Erleichterung darstellen. Spezielle Apps können für Hausarztpraxen eine große Erleichterung darstellen. © AndSus – stock.adobe.com

Erst wenige Niedergelassene bieten ihren Patienten eine Praxis-App an. Dabei ist dies mit vielen Praxisverwaltungssystemen möglich und beschleunigt von Terminbuchung bis Rezeptausstellung viele Prozesse. Ein Hausarzt berichtet von seinen Erfahrungen.

Wer im hausärztlichen MVZ von Dr. Philipp Lettau ein Rezept anfordern möchte, braucht dafür nur noch 15 Sekunden. Der Hausarzt bietet seinen Patienten eine App an, über die z.B. Medikationspläne einsehbar, Rezepte nachbestellbar und ein Chat möglich sind. Die Anwendung ist Teil des Praxissoftware-Pakets und ist seit Ende 2023 in dem MVZ im nordrhein-westfälischen Laer im Einsatz. 

Dr. Lettau und sein Team empfinden die App als große Erleichterung. Allein bei der Rezeptbestellung spart sie einiges an Zeit, besonders bei Patienten, die vorher E-Mails geschrieben haben. Statt die nötigen Daten aus einer unstrukturierten Nachricht übertragen zu müssen, bekommen die MFA nun standardisiert alle erforderlichen Angaben, vom Patientennamen über die Medikamentenbezeichnung bis hin zur Packungsgröße. 

Standardisierte Anfragen statt individueller E-Mails

Sie bereiten das E-Rezept vor, Dr. Lettau oder seine Kollegen unterschreiben, der Patient erhält in der App die Nachricht, dass er sich das Präparat in der Apotheke abholen kann. Leider bestehe aber auch mit der Anwendung der Wermutstropfen, dass Patienten einmal im Quartal vorbeikommen müssen, um die Versichertenkarte einzulesen. „Da hoffe ich auf eine schnelle Änderung der Vorgaben“, so Dr. Lettau.  

Perspektivisch möchte der Hausarzt einen großen Teil der Patientenkommunikation auf die App umstellen. Schon jetzt klingelt das Telefon nicht mehr ganz so oft, auch der Andrang am Tresen ist geringer, berichtet er. Bislang haben sich rund 50 Personen für das Angebot entschieden – und es werden mit jedem Tag mehr. Um die Anwendung nutzen zu können, müssen Interessierte nur einen QR-Code abscannen, den die Praxis generiert.

Dem Hausarzt ist bewusst, dass digitale Kommunikation nicht allen Patienten gleichermaßen zugänglich ist. „Gerade ältere Menschen rufen gerne an oder kommen vorbei. Das dürfen sie natürlich weiterhin. Wir behalten die soziale Komponente bei, das macht die hausärztliche Versorgung aus.“

Technischen Support des Anbieters brauchte die Praxis hinsichtlich der App noch nicht. Dr. Lettau freut sich darüber, dass ihm die Digitalisierung in diesem Fall tatsächlich eine Erleichterung verschafft. Die eAU und das E-Rezept hätten in seinem MVZ zunächst den Ablauf gestört. „Es heißt, die Ärzteschaft würde Digitalisierung blockieren. Aber wir wenden uns nur gegen eine dysfunktionale Digitalisierung.“

Künftig könnten Praxis-Apps eine größere Rolle in der Versorgung spielen. So haben manche PVS-Anbieter Anwendungen entwickelt, über die Patienten auf ihre eigene Akte zugreifen und darin z.B. täglich Blutdruck- oder Blutzuckerwerte eintragen können. Freigegebene Befunde und Laborwerte können sie selbst einsehen. 

Doch um Praxis-Apps einzusetzen, sind Ärzte nicht mal von den großen Softwarehäusern abhängig. Im Haus­ärzteverband Westfalen-Lippe gebe es etwa Überlegungen zu einer App, berichtet Dr. Lettau, der dort Sprecher der Delegiertenversammlung ist. Die Anwendung könne zum Beispiel Anreize für die Hausarztzentrierte Versorgung bieten, gibt er zu bedenken.

Der Bayerische Hausärzteverband (BHÄV) stellt interessierten Mitgliedern bereits seit letztem Jahr eine App zur Verfügung. „Meine haus­ärztliche Praxis“ ermöglicht das Versenden von Nachrichten, einen Chat mit gesicherter Datei-Übertragung, eine zertifizierte Videosprechstunde, eine Online-Terminverwaltung sowie aktuelle Meldungen. In Planung sind „digitale Tagebücher“ sowie Funktionen im Rahmen von Telekonsilen. 

Der Grundpreis für die App liegt für Einzelpraxen bei 15 Euro im Monat und steigt mit der Praxisgröße. Eine Gemeinschaftspraxis mit sechs Hausärzten zahlt beispielsweise 35 Euro. Funktionen wie die Video­sprechstunde oder die Online-Terminverwaltung müssen allerdings hinzugebucht werden (s. Tabelle).

Die App-Konditionen der gängigen PVS-Anbieter und des BHÄV im Überblick

 

Medatixx 
(App: x.patient)

Compu Group Medical
(App: Clickdoc)

T2Med
(App: PatMed)

Bayerischer Hausärzteverband
(App: Meine hausärztliche Praxis)

Folgerezepte

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Medikationsplan

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Chat

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perspektivisch

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Messwert-Tagebuch

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perspektivisch

Videosprechstunde

 

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Patientenakte

 

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Terminbuchung

 

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Preis

Bei Praxissoftware medatixx: 

  • x.patient in den ersten 12 Monaten kostenfrei

  • danach 7,50 Euro pro Monat

Bei Praxissoftware x.isynet, x.comfort und x.concept:

  • kostenfrei integriert

Bei Praxissoftware von CGM: 
keine Zusatzkosten für „Clickdoc-Kalender“ 
Ansonsten drei Pakete:

  • Basic: 49 € mtl./Arzt

  • Medium: 98 € mtl./Arzt

  • Premium (inkl. Videosprechstunde): 147 € mtl./Arzt 

zzgl. Mehrwertsteuer

  • PatMed ist in PVS 
    integriert 

  • keine separaten 
    Gebühren

Grundpreis pro Monat: 

  • Einzelpraxis: 15 €

  • 2–4 Hausärzte: 25 €

  • 5 Hausärzte: 30 €

  • 6 Hausärzte: 35 €

Videosprechstunde: 3,50 € mtl./Arzt
 

Online-Terminverwaltung: 

  • Einzelpraxis: 15 €

  • Gemeinschaftspraxis: 20 €

zzgl. Mehrwertsteuer und plus 
Einrichtungsgebühren

Derzeit lässt sich die App noch nicht direkt in die Praxisverwaltungssysteme einbinden. Es fehle eine offene interoperable Schnittstelle, die von den PVS-Herstellern wie auch der Gematik „wenig gefördert“ werde, kritisiert der BHÄV. Sie soll im Lauf des Jahres 2024 zur Verfügung stehen.   

App wird von Hunderten bayerischen Praxen genutzt

Das Konzept der App ist gut erprobt. Seit einigen Jahren ist sie in einer kinderärztlichen Variante im Einsatz. Insgesamt nutzen derzeit 116 Hausarztpraxen, 1.200 Kinderarztpraxen und 870 Facharztpraxen die App in ähnlichen Versionen. Auch hier beobachte man, dass sich der Andrang am Telefon reduziere und besser über geänderte Praxissprechzeiten, Urlaub sowie über anstehende Termine und Impfungen informiert werden könne, so der BHÄV.   

Auch auf Bundesebene, im Haus­ärztinnen und Hausärzteverband, diskutiere man, ob eine App hilfreich sein könne. Dabei werde auf Erfahrungen aus den Ländern zurückgegriffen, teilt der BHÄV mit.

Medical-Tribune-Bericht