PraxisBarometer der KBV Störungen sind fester Teil des Betriebsablaufs
In der Online-Terminverwaltung sehen die meisten Praxen einen nützlichen digitalen Service für ihre Patienten. Das sind 33 % von über 3.100 befragten Praxen, die im September/Oktober 2023 online an der IGES-Umfrage für die KBV teilgenommen haben. Allerdings bieten nur 25 % selbst eine Online-Terminverwaltung an.
Dr. Martin Albrecht vom Berliner IGES-Institut kann dafür einige Gründe nennen, die Ärzte auf Nachfrage hin anführten: Die Dringlichkeit eines Praxisbesuchs lässt sich am Telefon besser einschätzen. Und wie viele freie Termine soll man für Online-Anfragen vorhalten? Zumal das No-Show-Risiko bei diesen Vereinbarungen höher ist. Immerhin ist der Anteil der Praxen, die online Termine vereinbaren, seit 2018 (14 %) deutlich gestiegen (s. Tab.).
Anteil der Praxen mit digitalen Angeboten für Patienten | |||
---|---|---|---|
| 2018 | 2020 | 2023 |
Online-Terminvereinbarung | 14 % | 20 % | 25 % |
Erinnerung Termine, Vorsorge, Impfungen | 11 % | 13 % | 18 % |
Online-Rezeptbestellung | 12 % | 14 % | 21 % |
Ausfüllen von Aufklärungs- und Anamnesebögen | 5 % | 5 % | 7 % |
Bereitstellung von Unterlagen aus der Patientendokumentation | 12 % | 12 % | 12 % |
Videosprechstunde | – | 39 % | 37 % |
Verordnung von DiGA | – | – | 26 % |
Übermittlung von Dokumenten seitens der Patienten vor dem Termin | – | – | 25 % |
kein Angebot | 61 % | 41 % | 25 % |
Quelle: IGES Befragung vertragsärztlicher/-psychotherapeutischer Praxen / KBV PraxisBarometer |
Auf konstantem Niveau von 37 % ist der Anteil der Praxen geblieben, die nach den Coronajahren Videosprechstunden machen, wobei dies 73 % der Psychotherapeuten- und nur knapp 20 % der Arztpraxen sind. 79 % aller Praxen, die eine Videosprechstunde anbieten, sagen laut IGES, dass diese „technisch problemlos funktioniert“. 85 % bestätigen dies auch in puncto Verständigung mit den Patienten. Dass eine Diagnosestellung problemlos möglich war, berichten dagegen nur 51 %. Für eine Zunahme der Videokontakte bereitet das Digitalgesetz den Boden, ergänzt KBV-Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner. Erlaubt sind künftig beim bekannten Patienten auch Fernkonsultationen außerhalb der Praxisräume – sofern eine notwendige Anschlussbehandlung in der Praxis möglich ist.
2023 nutzten 96 % der Hausärzte TI-Anwendungen. Die größte Zufriedenheit (50 %) stellte das IGES bei der eAU fest, die von zwei Dritteln aller Praxen verschickt wird. Allerdings melden 57 % dieser Einrichtungen, dass sie „immer“ oder „häufig“ zusätzlich Papierausdrucke für die Arbeitgeber erstellen müssen. Von technischen Problemen mit der TI berichten 48 % der Praxen, Probleme mit dem Praxisverwaltungssystem oder der Signatur nennen jeweils 21 %.
Als die größten Hemmnisse der Digitalisierung bezeichnen jeweils über 70 % der Praxen den Anpassungsbedarf und ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis. Das waren Höchstwerte in den bisher sechs PraxisBarometer-Befragungen seit 2018. Dagegen erreichten die „Sicherheitslücken in den EDV-Systemen“ mit 41 % einen Tiefstwert.
60 % der Praxen berichten von mindestens einem Fehler pro Woche bei der TI-Nutzung, 2022 waren es sogar noch 69 % gewesen. Dr. Steiner wünscht sich von der Gematik eine zeitnahe und intuitiv verständliche Information der Praxen, wenn und warum TI-Störungen vorliegen, die im Prxisbetrieb ein Ersatzverfahren notwendig machen. Das jetzige Informationsportal (fachportal.gematik.de/ti-status) leiste das noch nicht. Zudem bedürfe es verbindlicher Vorgaben für die Qualität (Performanz, Usability) von Hard- und Softwarekomponenten, die Aussagen des Bundesgesundheitsministers hierzu seien jedoch vage.
Fast jede zweite Praxis bezahlt einen externen Dienstleister als TI-Helfer. Die Zufriedenheit mit diesen ist hoch (z.B.: 80 % loben die Fachkompetenz, 68 % die Erreichbarkeit). Mit den Kosten sind allerdings 64 % der Praxen unzufrieden.
Ein frommer Wunsch: digital zugestellte Entlassbriefe
Den größten Nutzen der Digitalisierung für ihre Abläufe sehen die Praxen in der Übermittlung von Entlassberichten der Kliniken und im Versand von Arztbriefen, Befund- und Labordaten. Bei den Entlassbriefen tut sich jedoch nahezu nichts: Nur 7 % der Praxen berichten von einer mehrheitlich oder fast komplett digitalisierten Kommunikation mit Krankenhäusern.
Mit eRezept und eArztbrief per KIM kommen 2024 weitere Pflichtanwendungen hinzu, die die Digitalisierung in den Praxen vorantreiben. Für eine Bilanz der eRezeptausstellung sei es noch zu früh, sagt Dr. Steiner. Dabei wünscht sie sich eine umfängliche Digitalisierung: Für ein Antidiabetikum stelle der Arzt jetzt ein digitales Rezept aus, bei den Blutzuckerteststreifen aber ein herkömmliches auf Papier. Die Gleichung „Digitalisierung = weniger Bürokratie“ gehe jedenfalls nicht auf – „im Gegenteil“.
Quelle: KBV-Pressekonferenz