Digitale Kommunikation PraxisApp erspart Telefonate
Die 1. Vizevorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV), Dr. Petra Reis-Berkowicz, lobt die PraxisApp „Meine hausärztliche Praxis“ als wirksames Kommunikationsmittel, das z.B. spürbar das Telefonaufkommen reduziert, wenn Rezeptanforderungen oder Terminanfragen der Patienten per App eintrudeln. 150 bis 200 Verbandsmitglieder hätten sich bislang für das Produkt der Firma Monks – Ärzte im Netz GmbH entschieden. Auf dem Bayerischen Hausärztetag und in Newslettern wirbt der Verband dafür.
Nach einer Testphase, die im November 2022 begann, ist die App nun praxisreif. Das ursprüngliche Konzept stammt aus der Pädiatrie. Deshalb ist die App vor allem in Kinderarztpraxen verbreitet, aber auch mehrere Hundert Fachärzte nutzen sie, berichtet Dr. Reis-Berkowicz. Patienten erhalten über ihre jeweilige Praxis Zugang zu dem Produkt und werden auch von dieser verifiziert.
Neben einer Chat- sowie einer Nachrichten-Funktion bietet die App die Möglichkeit einer Videosprechstunde. Für die Zukunft kann sich Dr. Reis-Berkowicz auch ein digitales Tagebuch sowie Telekonsile mit Klinik- und Fachärzten vorstellen. An der schnellen, direkten Abklärung von Fragen mit Fachärzten mittels datenschutzkonformen Messengerdiensts ist ihr sehr gelegen.
Digitale Tools für die hausärztliche Teampraxis
BHÄV-Chef Dr. Wolfgang Ritter ordnet die PraxisApp ins Gesamtkonzept des Verbandes für die Versorgung der Zukunft ein: Sie ist eines von mehreren digitalen Hilfsmitteln, das Abläufe beschleunigen kann. Und sie könnte das Potenzial haben, sich zu einer Plattform für den Austausch einer Praxis mit Patienten, anderen Ärzten, Kliniken und Apotheken zu entwickeln.
Ob sich die bayerische Lösung bundesweit durchsetzen wird, ist noch offen. Auf Bundesverbandsebene beschäftigt sich die Arbeitsgruppe Digitales mit dem Thema. Ergebnisse sollen demnächst vorliegen.
Die Digitalisierung ist ein Treiber der Entwicklung der heutigen Hausarztpraxis zur Teampraxis bzw. „in der Endausbaustufe“ zum primärärztlichen Versorgungszentrum. Letzteres wird nach dem HÄPPI-Konzept des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes 2024 in Baden-Württemberg erprobt. Bayern setzt bislang auf „Teampraxen“, die sich – auf dem Land anders als in der Großstadt – stufenweise mithilfe unterschiedlich vieler Spezialisierungsmodule professionalisieren.
Wichtig sind hierbei die künftigen Möglichkeiten einer „erweiterten Delegation“ ärztlicher Aufgaben an nicht-ärztliche Fachkräfte, die Vernetzung mit Kollegen und anderen Gesundheitsberufen in der Region, die Prävention und das Vermitteln von Gesundheitskompetenz, sagt Dr. Ritter. So wie er vor einer Zersplitterung der Versorgung durch Parallelstrukturen wie Gesundheitskioske, Gemeindeschwestern oder künftige Klinik-Level-1i-Einrichtungen warnt, will Dr. Ritter auch keinen Wildwuchs bei den digitalen Praxistools. Es sei wichtig, sich auf gemeinsame Lösungen zu verständigen und weitere Anwendungen, wie etwa die elektronische Patientenakte oder das eRezept, einzubinden.
Hier hake es aber noch an einer Schnittstelle mit HL7-FHIR-Standard, ergänzt Dr. Reis-Berkowicz. Die Politik müsse in puncto Interoperabilität der Systeme weiter auf die IT-Anbieter einwirken.
Quelle: Pressegespräch – BHÄV