Elektrodenloser Schrittmacher Stimulation ohne Kabelanschluss

Autor: Dr. Andrea Wülker

Hinsichtlich der adjustierten Gesamtmortalität nach zwei Jahren fand sich kein Unterschied zu kommerziellen Modellen. (Agenturfoto) Hinsichtlich der adjustierten Gesamtmortalität nach zwei Jahren fand sich kein Unterschied zu kommerziellen Modellen. (Agenturfoto) © iStock/Sturti

Kabellose Schrittmacher sind hocheffektiv und haben gegenüber konventionellen Modellen einige Vorteile. Doch wie sieht es auf lange Sicht mit Komplikationen aus? Das untersuchten US-Kollegen.

Kabellose Minischrittmacher sind kapselartige Geräte, die komplett intrakardial im rechten Ventrikel platziert werden. Ihre Wirksamkeit und Sicherheit belegen klinische Studien. Wie es um die Langzeiteffektivität des bisher einzig verfügbaren Einkammer-Modells, dem MicraTM-System, im Vergleich zum traditionellen Einkammer-Schrittmacher im Real-World-Setting bestellt ist, wurde nun untersucht. Dr. Mikhael El-Chami von der Emory University School of Medicine, Atlanta, und Kollegen werteten dazu die Daten von Patienten der US-amerikanischen Krankenversicherung Medicare aus.

Insgesamt erhielten 6.219 Patienten den kabellosen Schrittmacher, während 10.212 Patienten mit dem konventionellen transvenösen Einkammergerät versorgt wurden. Endpunkte der Studie waren Reinterventionen, chronische Komplikationen (z.B. Thrombose, Elektrodendislokation, Perikarditis) und die Gesamtmortalität während der insgesamt zweijährigen Nachbeobachtungszeit. Da die Gruppe, die das Micra-System erhielt, mehr Begleiterkrankungen aufwies, mussten die Autoren bestimmte Adjustierungen vornehmen.

Die Auswertung ergab, dass das kabellose Device gegenüber dem herkömmlichen Schrittmacher mit einer um 38 % geringeren adjustierten Rate an Reinterventionen assoziiert war, die adjustierte Rate an chronischen Komplikationen lag um 31 % niedriger. Hinsichtlich der adjustierten Gesamtmortalität nach zwei Jahren fand sich kein Unterschied.

Kein Pacing des Vorhofs möglich

Elektrodenlose Schrittmacher weisen gegenüber transvenösen eine Reihe von Vorteilen auf, schreibt der Kardiologe Prof. Dr. Haran Burri Fehra von der Universitätsklinik Genf in einem Editorial. So entfallen beispielsweise Probleme mit der Aggregat-Tasche oder den Elektroden und es gibt weniger mittel- und langfristige Komplikationen. Als Nachteile nennt der Kardiologe u.a., dass die Systeme kein Pacing des Vorhofs oder des Erregungsleitungssystems ermöglichen und dass sie mit mehr kurzfristigen Komplikationen sowie höheren Kosten einhergehen.

Quellen:
1. El-Chami MF et al. Eur Heart J 2021; DOI: 10.1093/eurheartj/ehab767
2. Fehra HB. Eur Heart J 2021; DOI: 10.1093/eurheartj/ehab769