Neue Gematik Umbau zur Digitalagentur Gesundheit steht bald ins Haus
Die Handlungsfähigkeit stärken, indem man ein Steuerungsmodell für die TI schafft und klare Verantwortlichkeiten in den Prozessen festlegt. Das sieht der geplante Gematik-Umbau zur Digitalagentur vor. Mit einem Mandat, das ihr stärkere Sanktionsmechanismen einräumt, soll die Gesellschaft zu einer „schlagkräftigen und zukunftsfähigen“ Organisation wachsen, heißt es im Entwurf. Im Zuge dessen kann das BMG per Verordnung dazu ermächtigt werden, die Aufgaben der Digitalagentur im Bedarfsfall anzupassen und ihre Kompetenzen zu erweitern oder zu reduzieren.
Ein Kompetenzzentrum für Interoperabilität soll helfen
Komponenten, Dienste und Anwendungen, die das Rückgrat der digitalen Gesundheitsversorgung bilden, soll die neue Organisation in einem kontrollierten Marktmodell über Ausschreibungsverfahren beschaffen und bereitstellen. Durch die Angebotsbündelung und die neuen vertraglichen Steuerungsmöglichkeiten sollen sich Qualität, Wirtschaftlichkeit und zeitgerechte Bereitstellung der Produkte entscheidend verbessern.
Das Kompetenzzentrum für Interoperabilität im Gesundheitswesen (KIG) wird zentraler Akteur (Stichwort: Interoperabilitäts-Governance). Es soll künftig qualitative und quantitative Funktionen informationstechnischer Systeme im Gesundheitswesen festlegen, die auch für die Ärzteschaft in der Praxis nutzbar sind und mit denen sich auch bürokratische Aufgaben verringern ließen. Der Digitalagentur wird die Zuständigkeit übertragen, nutzerfreundliche Standards der Komponenten, Dienste und Anwendungen der Telematik-Infrastruktur festzulegen. Sie muss auch sicherstellen, dass diese eingehalten und bestehende Nutzungshürden im Markt beseitigt werden. Die Agentur soll überdies digitale Versorgungsprozesse im Gesundheitswesen und der Pflege unterstützen und die europarechtlichen Vorgaben zur Schaffung eines europäischen Gesundheitsdatenraums vorbereiten.
Neue Gematik = 100 % Bund
Das Bundesgesundheitsministerium hält derzeit 51 % der Anteile der Gematik, die verbleibenden verteilen sich unter anderem auf Bundesärztekammer, Deutscher Apothekerverband, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Deutsche Krankenhausgesellschaft und GKV-Spitzenverband (mit 22,05 %). Künftig soll die Gematik zu 100 % in der Trägerschaft des Bundes liegen.
Mehr Unterstützung beim Wechsel der Praxissoftware
Vor allem Software-Anbieter wie die Hersteller von Praxisverwaltungssystemen (PVS) werden stärker verpflichtet. Aktuell ist bei einem PVS-Wechsel in der Regel oft ausschließlich der neue PVS-Anbieter zuständig, was meist weder schnell noch reibungslos läuft. Frühere PVS-Hersteller müssen neuen PVS-Anbietern künftig beim Datenumzug helfen.
KBV-Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner begrüßte bei einer Veranstaltung der E-Rezept-Enthusiasten in Berlin den Weg zu mehr TI-Stabilität. Dies sei „dringend notwendig, da es immer noch viel zu viele Ausfälle und Störungen gibt“, heißt es auf der KBV-Webseite.
Ob Arzt oder Apotheker: „Es nervt natürlich, in dieser Abhängigkeit von Entwicklungsprozessen zu hängen, die nicht vorangehen“, sagte Dr. Janosch Dahmen, Gesundheitspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Die Koalition sei sich jedoch knallhart einig: „Wir werden Regeln einführen, die dafür sorgen, dass es für diejenigen, die nicht mithelfen, dass es läuft, sehr ungemütlich wird.“ Der PVS-Bereich sei erst der Anfang. Florian Hartge, Interims-Geschäftsführer der Gematik, führte an, dass die TI-Technik ein „komplexes System“ und daher nicht zu erwarten sei, dass „nie wieder ein Fehler passiert“. Jetzt laufe es aber, sagte er mit Blick auf das E-Rezept.
Quelle: Parlamentarischer Abend zum E-Rezept – E-Rezept-Enthusiasten