Land muss Podologen sektorale Zulassung ermöglichen
Neben Fußpflegeleistungen dürfen ausgebildete Podologen medizinisch indizierte Behandlungen nur unter ärztlicher Anleitung oder auf ärztliche Veranlassung hin durchführen. Mit einer sektoral beschränkten Zulassung als Heilpraktiker sind sie jedoch nicht weisungsgebunden und dürfen auf diesem Gebiet Patienten direkt diagnostizieren und therapieren.
Solche Zulassungen gibt es anderswo bereits, z.B. in Sachsen. Ein rechtskräftiges Urteil verpflichtet nun auch den Freistaat Thüringen, das zu regeln. In einem Rechtsstreit aus dem Jahr 2014 hatte das Verwaltungsgericht Gera dem Saale-Orla-Kreis aufgetragen, die klagende Podologin nach einer noch zu absolvierenden Prüfung zur sektoralen Heilpraktikertätigkeit zuzulassen. Nachdem jetzt das Oberverwaltungsgericht in Weimar in der mündlichen Verhandlung des Berufungsverfahrens deutlich machte, dass es die Entscheidung der Vorinstanz für richtig hält, nahm der Kreis seine vom Land unterstützte Berufung zurück. Die Behörden hatten gemeint, das Heilpraktikergesetz ermögliche für die Podologie keine Teilbereichszulassung.
Sektorale Heilpraktiker für Podologie dürfen sich bei ihren Tarifen an der Gebührenordnung für Heilpraktiker orientieren. Gesetzlich Krankenversicherte müssen die Leistungen aus eigener Tasche bezahlen. Die GKV erstattet nur Kosten für ärztlich verordnete Leistungen, die im Heilmittelkatalog enthalten sind. Die podologische Therapie ist verordnungsfähig, wenn ein diabetisches Fußsyndrom mit Neuropathie und/oder Angiopathie ohne Hautdefekt vorliegt. „Die Behandlung von Hautdefekten und Entzündungen (Wagner Stadium 1-5) sowie von eingewachsenen Zehennägeln ist eine ärztliche Leistung, die nicht per Verordnung delegiert werden kann“, informiert die KV Bayerns. „Liegt keine Diabetes-Erkrankung vor, scheidet die Verordnung einer podologischen Therapie von vornherein aus!“
Quelle: Thüringer OVG vom 31.1.2019, Az.: 3 KO 194/15