Ein Dutzend Nummern fürs ärztliche Honorar

EBM für dauerhafte DiGA, GOÄ mit Analogbewertungen

Den Überblick bei den vorläufig oder dauerhaft verfügbaren DiGA zu behalten, mag nicht ganz leichtfallen. Eindeutig ist dagegen das vertragsärztliche Honorar für Auswertung und Kontrolle: 7,64 Euro (2024) passen immer. 

Sofern das BfArM ärztliche Tätigkeiten für eine DiGA bestimmt hat, die vorläufig ins Verzeichnis aufgenommen wurde, kann die Praxis dafür die extrabudgetär vergütete Pauschale 86700 abrechnen. Im Erprobungszeitraum ist sie je DiGA einmal im Behandlungsfall ansetzbar, im Krankheitsfall je DiGA maximal zweimal. Die Honorierung regeln Kassenärztliche Bundesvereinigung und GKV-Spitzenverband im Bundesmantelvertrag-Ärzte.

Seit Juli 2024 ist die 86700 mit 7,64 Euro bewertet. Das entspricht dem Honorar für ärztliche Tätigkeiten bei dauerhaft aufgenommenen DiGA. Diese Gebührenordnungspositionen (GOP) sind im EBM aufgeführt ­(Tabelle). Auch hier geht es i. d. R. um die Verlaufskontrolle und Auswertung der Anwendung. „Da einige DiGA die Daten und Arztberichte nur über die App oder als PDF-Dokument zur Verfügung stellen, kann die Leistung nicht in der Videosprechstunde durchgeführt und abgerechnet werden“, erklärt die KBV. 

Die 86700 für DiGA in der Erprobung kann laut KBV von mehreren Arztgruppen sowie Psychotherapeuten abgerechnet werden, z. B. von Hausärzten, Internisten mit und ohne Schwerpunkt (inklusive Fachärzten, die an der Onkologie-Vereinbarung teilnehmen), Gynäkologen, Orthopäden und Unfallchirurgen, Chirurgen. 
Bei den EBM-Positionen für spezifische DiGA führt die KBV auf ihrer Homepage aus, dass diese in der Regel „zunächst“ extrabudgetär vergütet werden. 

Privatabrechnung

Für die „Verordnung und ggf. Einweisung in Funktionen bzw. Handhabung sowie Kontrolle der Messungen digitaler Gesundheitsanwendungen“ gab die Bundesärztekammer schon 2020 die Abrechnungsempfehlung „analog Nr. 76 GOÄ“ (70 Punkte). 

Die Einbindung einer die Psychotherapie spezifisch ergänzenden oder unterstützenden DiGA, die bei psychotherapeutisch-psychiatrischer Indikation eingesetzt wird, kann seit Juli 2024 analog Nr. 804 GOÄ (150 Punkte) abgerechnet werden. Auf diese Empfehlung haben sich Bundesärzte- und Bundespsychotherapeutenkammer mit dem PKV-Verband und den Beihilfestellen von Bund und Ländern (mit Ausnahme von Hamburg und Schleswig-Holstein) verständigt.

EBM-Abrechnung der Verlaufskontrolle und Auswertung* dauerhaft gelisteter DiGA
DiGAGOPEntgelt 2024HäufigkeitAnzuwenden beiFachgruppen
somnio

01471


30780

64 Punkte/7,64 Euroeinmal im Behandlungsfall (auch in einer 
Video­sprechstunde)
Ein- und Durchschlaf­störungen bei Patienten 
ab 18 Jahren

Hausärzte, Internisten ohne 
Schwerpunkt, Kardiologen u. a.
 

Schmerztherapeuten mit Genehmigung gemäß QS-Vereinbarung

Vivira

01472


30781

64 Punkte/7,64 Eurobis zu zweimal im KrankheitsfallRückenschmerzen bei nicht-spezifischen Kreuzschmerzen oder Arthrose der Wirbelsäule (Osteochondrose) bei 
Patienten ab 18 Jahren

Hausärzte, Internisten ohne Schwerpunkt, Orthopäden u. a.
 

Schmerztherapeuten mit Genehmigung gemäß QS-Vereinbarung

zanadio0147364 Punkte/7,64 Eurobis zu zweimal im Krankheitsfall, aber nicht in zwei aufeinanderfolgenden QuartalenAdipositas bei Patienten 
ab 18 Jahren
Hausärzte, Internisten ohne 
Schwerpunkt, Endokrinologen, Gastroenterologen, Kardiologen, Angiologen
Invirto0147464 Punkte/7,64 Euroje Indikation einmal im KrankheitsfallAgoraphobie, Panikstörung oder sozialen Phobien bei Patienten zwischen 18 und 65 JahrenÄrzte und Psychotherapeuten mit einer Genehmigung für Verhaltenstherapie gemäß der Psychotherapie-Vereinbarung
Oviva Direkt für Adipositas0147564 Punkte/7,64 Euroeinmal im Krankheitsfallstarkem Übergewicht bei ­Patienten ab 18 JahrenHausärzte, Internisten ohne Schwerpunkt, Endokrinologen, Gastroenterologen, Kardiologen, Angiologen
Mawendo0147664 Punkte/7,64 Euroeinmal im KrankheitsfallAuswahl und/oder Individualisierung von App-Inhalten für das Eigentraining von Patienten ab 12 Jahren bei Erkrankungen der KniescheibeHausärzte, Kinderärzte, Orthopäden, FÄ für Chirurgie, FÄ für Kinder­chirurgie, FÄ für Physikalische und Rehabilitative Medizin
companion patella0147764 Punkte/7,64 Euroeinmal im Behandlungs­fallPatienten mit vorderem ­Knieschmerz im Alter von 14 bis 65 JahrenHausärzte, Kinderärzte, Orthopäden, FÄ für Physikalische und Rehabilitative Medizin, FÄ für Chirurgie u. a.
Kranus Lutera0147864 Punkte/7,64 Euroeinmal im KrankheitsfallBlasenentleerungsstörung (LUTS) bei Männern ab 18 JahrenHausärzte, Internisten ohne 
Schwerpunkt, Nephrologen, 
Neurologen, Urologen u. a.

Quelle: KBV Praxisinfo DiGA, Juli 2024    * Leistungsinhalt bei „Mawendo“: Auswahl und/oder Individualisierung von App-Inhalten

Positiver Versorgungseffekt

Damit eine DiGA dauerhaft vom BfArM gelistet wird, muss ihr Hersteller u. a. belegen, dass sie einen positiven Versorgungseffekt hat. Dieser kann ein medizinischer Nutzen sein, z. B. die Linderung von Schmerzen. Mit einer vergleichenden Studie ist nachzuweisen, dass die DiGA patientenrelevante Endpunkte (insbesondere Morbidität, Mortalität oder Lebensqualität) positiv beeinflusst.Als positiver Effekt zählt auch eine erhöhte Patientenautonomie oder Gesundheitskompetenz. Dann handelt es sich um eine patientenrelevante Struktur- und Verfahrensverbesserung (pSVV). Die TK stellte bei 49 DiGA fest, dass nur eine allein auf eine pSVV abstellte, die 48 anderen adressierten mindestens einen medizinischen Nutzen. Obwohl laut TK alle zugelassenen Anwendungen ihren Nutzen mit randomisierten kontrollierten Studien untermauerten, „bleibt die Qualität von DiGA-Studien ein Diskussionspunkt“. 
Wird eine DiGA zur Erprobung aufgenommen, muss der positive Versorgungseffekt innerhalb von zwölf Monaten belegt werden, spätestens jedoch nach 24 Monaten. Andernfalls kommt es zur Streichung aus dem Verzeichnis.

Autor: Michael Reischmann