Anaphylaktischer Schock nach dem Sex
Schon seit ihrer Jugend litt die 40-jährige Patientin an einer allergischen Rhinokonjunktivitis, drei Jahre lang hatte sie erfolgreich eine spezifische Immuntherapie mit Extrakten von Roggenpollen und Bäumen durchgezogen, berichtete der in Köln niedergelassene Allergologe Dr. Carl-H. Schönherr. Als bei der Frau auch noch eine Milbenallergie diagnostiziert wurde, sanierte sie „allergologisch“ ihre Wohnung. Dennoch traten ganzjährig Allergiesymptome auf. Sie erschienen vorwiegend in der Nacht und waren in den Pollenflugmonaten nur minimal verstärkt.
Im Pricktest reagiert sie auf multiple Allergene – darunter Gräser, Roggen, Frühblüher, Milben und Katze. Die nasale Provokation mit Milbenallergenen brachte ein eindeutig positives Ergebnis, eine Hyposensibilisierung lehnte die Patientin ab.
Dann nahm die Allergie plötzlich einen unerwarteten Verlauf: Mitten in der Nacht kam es zu einer schweren anaphylaktischen Reaktion mit Urtikaria, Blutdruckabfall und Bronchospasmus. Des Rätsels Lösung? Der Anaphylaxie war Geschlechtsverkehr vorausgegangen, bei dem der Partner ein Kondom benutzt hatte – Latexallergie!
Die Sensibilisierung war offensichtlich durch die Latexmatratze ausgelöst worden, die sie sich die Patientin wegen ihrer Milbenallergie angeschafft hatte. Nachdem sie die Matratze ausgetauscht hatte, waren auch die nächtlichen Symptome verschwunden. „Nicht alles, was nach Milbenallergie aussieht, ist auch eine“, fasste Dr. Schönherr zusammen.
Müssen sich Allergologen künftig also mit vaginalen Provokationstests beschäftigen und sich vielleicht Allergenextrakte in Tropfen- oder Cremeform herstellen oder als Zäpfchen vom Apotheker basteln lassen? Das wohl doch nicht, beruhigte Dr. Schönherr. Auch bei Allergenen, die nach Kontakt mit der Vaginalschleimhaut allergische Reaktionen ausgelöst haben, dürfte die herkömmliche Allergiediagnostik völlig ausreichen.
Quelle: 59. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.