Asthma: Schützen Kontrazeptiva vor Exazerbationen?
Hormonelle Verhütungsmittel bewahren Asthmatikerinnen möglicherweise vor schweren Schüben, berichtet ein Team internationaler Wissenschaftler um Dr. Bright Nwaru vom Krefting Research Centre der Universität Göteborg. Die Forscher analysierten mithilfe eines britischen Primärversorgerregisters Langzeitdaten von rund 83 000 Asthmapatientinnen im Alter zwischen 16 und 45 Jahren. Sie interessierte dabei besonders, inwiefern verschiedene Kontrazeptiva-Arten sowie deren Anwendungsdauer Exazerbationen beeinflussten. Die Ausbrüche ermittelten sie anhand von Klinikaufenthalten, Notaufnahme-Vorstellungen und der Verschreibung oraler Kortikosteroide.
Mechanismen bisher unklar
34 % der Frauen wendeten hormonelle Kontrazeptiva an: 25 % nutzten Östrogen-Progesteron-Kombinationen, 9 % reine Progesteronpräparate. Nach Auswertung von 456 803 Personenjahren während der 17 Jahre dauernden Nachbeobachtungszeit kamen die Autoren zu folgendem Ergebnis: Im Vergleich zur Nicht-Anwendung ging sowohl die vorangegangene als auch die noch andauernde Anwendung jeglicher hormoneller Verhütungsmittel mit einer leichten, jedoch statistisch signifikanten Risikominderung einher.
Gleiches galt für die zurückliegende oder anhaltende Einnahme kombinierter hormoneller Kontrazeptiva. Progesteron-Monopräparate beeinflussten das Exazerbationsrisiko dagegen nicht wesentlich. Eine längere Anwendungsdauer (drei bis vier bzw. fünf oder mehr Jahre im Vergleich zu ein bis zwei Jahren) hatte ebenfalls einen protektiven Effekt. Weitere Longitudinalstudien müssen nun diese Beobachtungen bestätigen und klären, über welche biologischen Mechanismen exogene Sexualsteroide die Asthmapathogenese beeinflussen, schließen die Experten.
Quelle: Nwaru BI et al. Thorax 2020; DOI: 10.1136/thoraxjnl-2020-215540