Asthma und COPD – Nicht nur Smog für Exazerbationen verantwortlich
Seit den winterlichen Smog-Episoden in Europa bis weit in die 1980iger-Jahre hinein gelten fossile Verbrennungsprodukte als krankheitsfördernd für Lunge und Herz. Sieht man sich z.B. die Krankenhauseinweisungen in solchen Zeiträumen an, zeigt sich tatsächlich ein Anstieg der stationären Behandlungen aufgrund von Herzerkrankungen und akuter Bronchitis. Im gleichen Atemzug sanken jedoch die Zahlen für akute Asthmaexazerbationen. Auch Metaanalysen zum Einfluss von Luftverschmutzung auf Asthma bei Kindern liefern inkonsistente Resultate, schreiben Professor Dr. Peter Burney und Dr. André F. S. Amaral vom Imperial College London.
Die beiden Lungenspezialisten sehen als einen Grund dafür die mangelnde Differenzierung der einzelnen Bestandteile der Smogluft. Insbesondere, wenn sich zusätzlich Allergene darin befinden, so geschehen in Barcelona Anfang der 1980er. Damals wurde eine „Asthmaepidemie“ vorschnell auf Stickoxide zurückgeführt. Wahrscheinlich waren jedoch große Mengen von Sojaallergenen dafür verantwortlich, die während Verladearbeiten im Hafen freigesetzt wurden und sich bei kompletter Windstille mit den Autoabgasen der Stadt vermischt hatten.
Auch bei COPD lohnt ein differenzierender Blick. So ist es unbestritten, dass Zigarettenrauchen die Erkrankung verschlechtern kann. Dagegen hat Rauch, der beim Verbrennen von organischem Material wie Holz anfällt, keine objektiv nachweisbaren bronchialobstruierenden Effekte.
Trotzdem erscheinen immer wieder kleinere Studien vor allem aus einkommensschwachen Ländern, die über einen Zusammenhang zwischen der häuslichen Luftverschmutzung durch Kochen über offenem Feuer und einer COPD berichten. Doch sind diese Studien nicht immer seriös, schreiben die Autoren. Häufig würden aus einer Menge von verschiedenen Messungen und Daten die passenden herausgesucht und dann willkürlich zusammengestrickt.
Sogar an den Studien zum Zusammenhang von urbaner Luftverschmutzung und COPD lassen die Ärzte kaum ein gutes Haar: Zu viele Schätzungen und eigentlich nicht belastbare Verallgemeinerungen schmälern ihrer Meinung nach die Aussagekraft der Publikationen. Um Lungenpatienten sachlich korrekt beraten zu können, sollten jetzt Studien beginnen, die sich differenziert mit dem Einfluss der einzelnen Luftschadstoffe auseinandersetzen und nicht mehr pauschal die „schmutzige Luft“ als grundsätzlich lungenschädlich abtun.
Quelle: Burney P, Amaral AFS. Lancet 2019; DOI: 10.1016/S0140-6736(19)32537-1