Erhöhtes Risiko für pulmonale Malignome Bei interstitieller Lungenerkrankung ist die Gefahr besonders groß
Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) haben ein um mehr als 50 % erhöhtes Risiko, ein Malignom der Lunge zu entwickeln als Menschen ohne RA. Besonders gefährdet sind dabei Betroffene, die im Rahmen ihrer RA eine interstitielle Lungenerkrankung (ILD) aufweisen. Zu diesen Ergebissen kommt ein Forscherteam um Dr. Rebecca Brooks von der Mayo Clinic in Rochester, das zwischen 2000 und 2019 gemeinsam mit der US-amerikanischen Veterans Health Administration eine retrospektive, gematchte Kohortenstudie durchführte.
Eingang in die Studie fanden 72.795 Personen mit RA und mehr als 630.000 Kontrollpersonen. Der Altersdurchschnitt lag bei 63 Jahren, 88 % waren Männer. Beim Matching wurden Alter, Geschlecht, Ethnie, Raucherstatus, Komorbiditäten und die Belastung durch Agent Orange berücksichtigt.
Der Tabakkonsum war ohne Bedeutung
In knapp 4,5 Millionen Patientenjahren traten 17.099 inzidentelle Lungenmalignome auf. Bei der Auswertung der Daten zeigte sich, dass eine rheumatoide Arthritis das Lungenkrebsrisiko unabhängig erhöhte (adjustierte Hazard Ratio, aHR, 1,58). Dieses gesteigerte Risiko blieb auch bei Nichtraucherinnen und Nichtrauchern bestehen (aHR 1,65). Im Vergleich zu den Kontrollen ohne rheumatoide Arthritis erwies sich eine zusätzlich vorliegende ILD als besonders riskant. Sie erhöhte das Lungenkrebsrisiko um das Dreifache (aHR 3,25), bei der RA ohne ILD lag die aHR bei 1,57.
In vorangegangenen Untersuchungen zeigten seropositive RA-Erkrankte ein größeres Risiko für neu auftretenden Lungenkrebs. Vermutlich begünstigen proinflammatorische Zytokine die Krebsinzidenz. Zukünftige Studien sollten deshalb den Zusammenhang zwischen Krankheitsaktivität und der Entwicklung von Malignomen der Lunge untersuchen, fordert das Autorenteam. In der Praxis gilt es, Patientinnen und Patienten mit RA besonders aufmerksam in puncto Lungenkrebs zu überwachen – insbesondere diejenigen, die an einer ILD leiden.
Quelle: Brooks R et al. Arthritis Rheumatol 2024, doi: 10.1002/art.42961