Bei jedem dritten Stromverletzten ist das EKG verändert
Meist folgt der Stromfluss dem geringsten Widerstand. Die Folge sind Hautweichteilverletzungen vor allem an Ein- und Austrittsstellen. Aufgrund des hohen Widerstands der Knochen fließt der Strom an diesen entlang und schädigt dabei tief liegende muskuläre Strukturen. Tritt der Strom in der oberen Körperhälfte ein, führt sein Weg häufig durch das Herz. Als Folge drohen schwere Rhythmusstörungen und Nekrosen, heißt es in der neuen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV).
Als Erstes an sich selbst denken
Bei der Erstversorgung von Stromverletzten steht der Eigenschutz im Vordergrund. Ist dieser gewährleistet, sollte man Unfallhergang, Höhe der applizierten Spannung und Stromart erfragen. Wichtig zu wissen ist auch, ob das Bewusstsein des Patienten beim Auffinden beeinträchtigt war bzw. ob ein Atem- oder Herzstillstand vorlag.
Durch eine Ganzkörperinspektion lassen sich etwaige Ein- und Austrittswunden ermitteln. Zudem sollte eine neurologische Untersuchung erfolgen, um periphere und zentrale Nervenschäden aufzudecken. Schließlich ist noch ein 12-Kanal-EKG angezeigt. Immerhin zeigt ein Drittel der Stromverletzten bereits initial EKG-Veränderungen. Für Brandverletzte mit Stromkontakt wird ein mindestens 24-stündiges EKG-Monitoring empfohlen.
Extremitäten untersuchen und Flüssigkeit substituieren
Das Ausmaß der Verletzung lässt sich anhand der klinischen Untersuchung und der intraoperativen Exploration mit radikalem Débridement bestimmen. Auch wenn nur kleine Hautverletzungen vorliegen, gilt es, die gesamte betroffene Extremität zu begutachten. Bei bewusstlosen oder intubierten Patienten nach Stromunfall empfehlen die Leitlinienautoren ein engmaschiges klinisches Monitoring der Extremitäten. Aufgehobene Pulse signalisieren beim Stromunfall bereits ein Spätzeichen des Kompartmentsyndroms.
Gespannt wie ein Lichtbogen
Quelle: S2k-Leitlinie „Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen“, AWMF-Register-Nr. 044-001, www.awmf.org