Ohrgeräusche belasten mehrfach Bei Tinnitus das Gedächtnis checken!
Ein Tinnitus geht in über 90 % der Fälle mit einer Schwerhörigkeit einher – vor allem im hohen Frequenzbereich. Die wiederum, das wurde schon mehrfach bewiesen, wirkt sich im Alter negativ auf das Gedächtnis und andere kognitive Leistungen aus. Für Alberto Bernal-Robledano von der Universität Granada lag deshalb der Gedanke nahe, einmal nachzuprüfen, ob es auch eine direkte Wechselwirkung zwischen Ohrgeräusch und geistiger Leistungsfähigkeit gibt.
Um diese Frage zu klären, hat er mit seinen Kollegen 380 chronische Tinnituspatienten einem Montreal-Cognitive-Assessment-Test (MoCA-Test) unterzogen. Dieser ist geeignet, bereits leichte kognitive Einschränkungen nachzuweisen. Ebenfalls untersucht wurden bei den Probanden Gehör, Ohrgeräusch und Depressivität. Das Ergebnis: Je eingeschränkter sich die Probanden in ihrem Leben durch den Tinnitus fühlten und je ausgeprägter die Schwerhörigkeit war, desto schlechter das Ergebnis im MoCA-Test. Eine Assoziation fand sich ebenfalls zwischen Tinnitus und Depressionssymptomen.
Ersteres erklären sich die Autoren nicht nur durch den bekannten negativen Effekt eines Gehörverlustes auf die geistige Leistungsfähigkeit von älteren Menschen. Sie spekulieren zudem, dass hier zusätzlich ein direkter Effekt des Ohrgeräuschs eine Rolle spielen könnte: Emotionaler Stress könnte durch die unangenehme Wahrnehmung zu einer Art „kognitivem Overload“ führen, der dann wiederum die Leistung des Arbeitsgedächtnisses beeinflusst.
Auch den Effekt des Tinnitus auf die Lebensqualität prüfen
Da es in der Studie keine Kontrollgruppe ohne Tinnitus gab, lässt sich zum Zusammenhang zwischen Tinnitus und kognitiven Einschränkungen keine eindeutige Aussage machen, räumen die Autoren ein. Sie raten aber dennoch dazu, bei Patienten, die sehr stark unter ihrem Ohrgeräusch leiden, regelmäßig die kognitive Leistungsfähigkeit zu checken. Angesichts der starken Assoziation zwischen Tinnitus, Angst, Depression und Schwerhörigkeit sollte auch der Effekt des Tinnitus auf die Lebensqualität geprüft und gegebenenfalls eine antidepressive Therapie verordnet werden.
Quelle: Bernal-Robledano A et al. Clin Exp Otorhinolaryngol 2023; DOI: 10.21053/ceo.2023.00808