Bei dir piept’s wohl! Tinnitus gefährdet die psychische Gesundheit
Ein Tinnitus kann die Psyche und den Schlaf beeinträchtigen – sogar, wenn die Geräusche nach eigenem Gefühl nicht belasten. Das ist das Ergebnis einer Befragung unter einem Teil der Bevölkerung von Rotterdam. Die Forscher um Dr. Berthe Oosterloo von der Head and Neck Surgery am Universitätsklinikum Rotterdam werteten dafür mehr als 5400 Datensätze aus.
Auch wer sich nicht gestört fühlt, wird eher depressiv
Knapp jeder Fünfte gab an, einen Tinnitus zu haben, der ihn nicht belaste. Schon bei ihnen stellte man deutlich häufiger Depressionen, Angst und Schlafstörungen fest als bei den gesunden Teilnehmern. Noch deutlich ausgeprägter war dies in der Gruppe von Betroffenen, die stark unter ihrer Erkrankung litten – was bei 2 % der Probanden der Fall war. Rund 16 bzw. 13 % von ihnen wiesen klinisch relevante depressive oder Angstsymptome auf, über ein Drittel schlief schlecht. Unter den Gesunden betrafen die psychischen Störungen 9 bzw. 8 %, Schlafprobleme hatte knapp ein Viertel. Ob neben dem Ohrensausen auch ein Hörverlust vorlag, spielte keine wesentliche Rolle. Die mentalen Symptome waren bei Personen ohne Hörminderung aber überraschend stärker ausgeprägt und öfter klinisch relevant – vielleicht, so vermuten die Autoren, weil den Ohrgeräuschen dann eine andere Pathophysiologie zugrunde liegt.
Wurden die Patienten täglich mit hohem Leidensdruck von ihren Ohrgeräuschen geplagt, waren Psychopathologien zwei- bis viermal wahrscheinlicher als bei lediglich geringfügigen Belastungen durch das Summen, Pfeifen oder Klingeln im Ohr.
Quelle: Oosterloo BC et al. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2021; DOI: 10.1001/jamaoto.2021.1049