Demenzrisiko Denken mit Ach und Krach

Autor: Sabine Mattes

Bei dem Lärm kann man keinen klaren Gedanken mehr fassen. Bei dem Lärm kann man keinen klaren Gedanken mehr fassen. © Kekyalyaynen – stock.adobe.com

Die negativen Einflüsse von Lärm auf Herz, Kreislauf und Stoffwechsel sind schon länger bekannt. Nun zeigt eine aktuelle Untersuchung auch eine Gefahr für das Gehirn.

Etwa jeder fünfte Europäer muss täglich Verkehrsgeräusche ertragen, die über dem empfohlenen Grenzwert von 55 dB liegen. Das zerrt auf Dauer nicht nur an den Nerven, der gesamte Körper reagiert. Die negativen Folgen reichen von Herzerkrankungen bis zum Diabetes mellitus. Auch in der Demenzforschung wird Umwelteinflüssen eine immer höhere Bedeutung beigemessen – zu Recht, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Professor Dr. Manuella Lech Cantuaria, University of Southern Denmark in Odense, und Kollegen untersuchten den Zusammenhang zwischen Verkehrslärm und Demenzentwicklung an über 1,9 Millionen Menschen im Alter von mindes­tens 60 Jahren. Eine konstante Belastung mit Straßen- oder Schienen­geräuschen von mehr als 40 bzw. 45 dB resultierte über einen Zeitraum von zehn Jahren in einem erhöhten allgemeinen Demenzrisiko.

Alzheimerrisiko steigt ab 45 dB

Die Studienautoren schätzen, dass sich etwa 1.200 der rund 8.500 neu verzeichneten Erkrankungen in 2017 darauf zurückführen lassen. Die Gefahr für einen Morbus Alzheimer kletterte zum Beispiel ab einem Schallpegel von 45 dB (gemessen an der vom Lärm abgewandten Hausfassade) um 20–30 %. 45 dB entsprechen etwa den Nebengeräuschen in einer Wohnung.

Generell bestand eine Assoziation zwischen steigenden dB-Werten und höheren Hazard Ratios. Im Bereich der hohen Messwerte verflachte die Kurve allerdings bzw. fiel sogar leicht ab. Das Risiko einer vaskulären Demenz wurde von Straßen-, nicht aber von Schienenlärm beeinflusst. 

Quelle: Cantuaria M et al. BMJ 2021; 374: n1954; DOI: 10.1136/bmj.n1954