Fluglärm hat Mitschuld an kardialen Todesfällen
Fluglärm am späten Abend und in der Nacht triggert wohl tödliche Herz- und Gefäßerkrankungen. Dies ergab die Analyse der Daten von fast 25 000 Erwachsenen über 30 Jahre, die zwischen 2000 und 2015 gestorben waren. Alle hatten im Gebiet um den Flughafen Zürich gelebt.
Während die Studienautoren um Apolline Saucy von der Universität Basel keine einheitlichen Zusammenhänge zwischen der Lärmbelastung und einem Ableben am Tag beobachteten, war dies für Personen, die zwischen 23 Uhr und 7 Uhr starben, anders: Mit der Lautstärke stieg auch das Risiko, zwei Stunden später einem kardiovaskulären Ereignis zu erliegen.
Ab 50 dB stieg das Herztodrisiko um 44 %
Dies traf speziell auf ischämische Herzerkrankungen, Infarkte, Arrhythmien und Herzversagen zu – wobei jedoch nur Letzteres Signifikanzniveau erreichte. Schon ab durchschnittlich 40 dB in der Nacht lag die Wahrscheinlichkeit, aufgrund einer kardialen Ursache zu sterben, um etwa ein Drittel höher als bei Menschen, die in ruhiger Umgebung (< 20 dB) schliefen. Über 50 dB stieg das Risiko sogar um 44 %. Ein ähnliches Bild zeigte sich in Abhängigkeit des maximalen Schalldruckpegels.
Etwa jeder Dreißigste wegen Flugzeugkrach gestorben
Zudem trieben fünf oder mehr nächtliche Überflüge mit mindestens 55 dB das akute Risiko für Herzversagen in die Höhe.Gefährdet waren insbesondere Frauen, Bewohner älterer Gebäude mit schlechter Schalldämmung und Leute, die in ansonsten ruhiger Umgebung lebten. Für Menschen, die ohnehin Straßen- und Schienengeräuschen ausgesetzt sind, scheint Fluglärm dagegen kein zusätzliches Risiko zu bergen. Ein kausaler Zusammenhang ist damit zwar noch nicht bewiesen. Die Autoren schätzen aber, dass rund 3 % der untersuchten Todesfälle auf den Fluglärm zurückzuführen sein könnten.
Quelle: Saucy A et al. Eur Heart J 2020; DOI: 10.1093/eurheartj/ehaa957