Die Folgen des Kiffens für die Lunge sind noch weitgehend ungeklärt
Die langfristigen Gesundheitsgefahren, die vom Cannabisrauchen ausgehen, sind weniger gut erforscht als die des Zigarettenqualms. Doch so viel steht fest: Die Effekte, die Tabak und Hanf auf die Lunge haben, weichen zum Teil deutlich voneinander ab. Allein schon beim Rauchvorgang an sich gibt es entscheidende Unterschiede: Cannabis wird gewöhnlich ohne Filter bei höherer Temperatur verbrannt als der Tabak. Außerdem halten Kiffer den Dunst länger in der Lunge als der Zigarettenraucher.
Große Kohortenstudien an Personen, die über Jahre ausschließlich Marihuana rauchten, haben gezeigt: Anders als bei Zigarettenrauchern nimmt das Verhältnis von forciertem expiratorischem Volumen zur forcierten Vitalkapazität (FEV1/FVC) ab – weil die FVC ansteigt. Die Ursache für diesen Effekt sei jedoch unklar, schreiben Luis Ribeiro vom Institute of Clinical Sciences, Imperial College London, und Philip W. Ind vom Hammersmith Hospital, London, in einer Übersichtsarbeit. Möglicherweise, so eine Hypothese, handelt es sich um einen „Trainingseffekt“ durch die besondere Inhalationstechnik beim Cannabisrauchen mit langem Anhalten des Atems. Auch akute antientzündliche und bronchodilatatorische Effekte der Inhaltsstoffe könnten eine Rolle spielen.
Bisher keine Belege für erhöhte COPD- oder Pneumoniegefahr
Andererseits verursacht der Cannabisdunst Symptome einer chronischen Bronchitis wie morgendlichen Husten und Schleimproduktion. Er scheint aber nicht mit Dyspnoe oder irreversiblen Veränderungen der Atemwege assoziiert zu sein. Somit erscheint es nach derzeitigem Kenntnisstand auch unwahrscheinlich, dass sich aus der Entzündung eine COPD entwickeln kann.
Theoretisch könnte bei den Hanfkonsumenten auch die Gefahr einer Lungenentzündung steigen, weil Cannabis immunsuppressive Effekte auf Alveolarmakrophagen aufweist und zu einem Verlust von zilienbesetztem Bronchialepithel führt. Eine erhöhte Pneumonieinzidenz konnte jedoch nicht bestätigt werden. Aus der Praxis gab es immer wieder Meldungen zu bullösen Lungenveränderungen mit Pneumothorax durch Ruptur von Bullae bei Cannabisrauchern. Publiziert sind dazu jedoch nur wenige Fälle. Eine radiologische Querschnittuntersuchung fand keine Zunahme eines makroskopischen Emphysems.
Kiffen gegen Lungenkrebs?
Quelle: Ribeiro L, Ind PW. Breathe 2018; 14: 196-205