Glukokortikoide verschleierten Skabies: Bei juckendem papulösem Exanthem ganz genau hinsehen!
Am Ende seines Lateins angekommen, überwies ein Dermatologe einen 24-jährigen Patienten an die dermatologische Ambulanz des Bundeswehrkrankenhauses Berlin. Das makulopapulöse juckende Exanthem des Mannes hatte er zunächst unter dem Verdacht auf Arzneimittelexanthem nach Amoxicillin-Therapie lokal mit Betamethason behandelt – der Ausschlag hatte sich gebessert, der Juckreiz hingegen persistiert.
Nach Absetzen des externen Kortikoids war das Exanthem dann wieder aufgeflammt und hatte sich auch auf Palmae und Plantae breitgemacht. Die Probeexzision am Rücken hatte eine lymphozytäre perivaskuläre Dermatitis mit Eosinophilie ergeben, vereinbar mit einer kutanen Arzneimittelreaktion. Doch die neu verordnete systemische Prednisolonbehandlung war wirkungslos, das Exanthem breitete sich weiter aus.
Zu diesem Zeitpunkt übernahmen Stabsarzt Dr. Alexander Zich und Oberstarzt Dr. Ralf Hartmann. Auch sie zogen zahlreiche Differenzialdiagnosen in Erwägung, darunter Lues, Skabies, Lichen ruber planus, Psoriasis und atopisches Ekzem. In der nochmaligen Befragung erwähnte der Patient schließlich, dass schon vor der Antibiotika-Therapie ein Hautausschlag bestanden habe, er vier Wochen davor in Spanien gewesen sei und nun auch seine Freundin über juckenden Ausschlag klage.
Nun ging der Verdacht eindeutig in Richtung Skabies. Die auflichtmikroskopische Untersuchung bestätigte diesen: Hier waren die typischen, oft auch „Drachenflieger-Figuren“ genannten kleinen schwarzen Dreiecke zu erkennen. Zudem waren die pathognomonischen Penispapeln zu finden. Der ausgeprägte Hautbefund lässt auf eine Skabies norvegica schließen, schreiben die Autoren. Wahrscheinlich hatte die Immunsuppression durch das Kortikoid die Milbenausbreitung begünstigt. Orales Ivermectin und Hygienemaßnahmen wie regelmäßiger Wechsel der Bettwäsche und Waschen der Kleidung bei 60 Grad ließen die Symptome des Patienten und seiner Partnerin schließlich verschwinden.
Quelle Text und Abb.: Zich A, Hartmann R. Wehrmed Monatsschr 2018; 62: 406-407 © Beta Verlag & Marketinggesellschaft mbH, Bonn