Hautkrebsscreening über App zu ungenau
KI-Algorithmen haben mittlerweile ihren festen Platz in der Hautkrebsdiagnostik. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen diagnostischen KI-Systemen in der professionellen Anwendung und den Smartphone-Apps, die ausschließlich für Patienten entwickelt wurden. Ziel bei diesen ist es, dass Laien Pigmentmale zu Hause selbst „screenen“ können und die App eine Einteilung in „gut“ und „böse“ vornimmt.
Problematisch dabei: In einem Vergleich zwischen Laien-App und Facharztuntersuchung hätten die Übereinstimmungen mit dem Dermatologen rein rechnerisch auch Zufall sein können, erklärte Professor Dr. Axel Hauschild vom Dermatologikum in Kiel. Im Gegensatz zu den diagnostischen Systemen, die in Studien mit Hautärzten mithalten konnten, scheinen die Laien-Apps deutlich unterlegen. Das lag u.a. daran, dass das Bildmaterial in der Hautarztpraxis etwa dem klinischer Trainingsbilder entspricht, während die App-KI einen Großteil der Handyfotos gar nicht erst auswerten kann.
Manche Apps sind in Europa bereits als Medizinprodukt zugelassen, was den Patienten ein vermeintliches Maß an Verlässlichkeit vermittelt. Doch Sensitivität und Spezifität z.B. der SkinVisionApp zur Identifikation (prä)maligner Läsionen lagen in einer Studie bei 80 % bzw. 78 %. Für andere Anwendungen stehen nicht einmal Studiendaten zur Verfügung.
Einen generellen regulatorischen Zulassungsprozess mit Untersuchungen, die Effektivität und Sicherheit (vor falsch-negativen Fehldiagnosen) prüfen, gibt es nicht. So besteht die Gefahr, dass maligne Läsionen fälschlicherweise als „gut“ eingestuft werden und die Patienten daher nicht zum Dermatologen gehen. Als sinnvoll fürs Smartphone befand Prof. Hauschild dagegen Info-Apps für Ärzte zu den aktuellen Melanomleitlinien und solche, die das Therapiemanagement unterstützen.
Quelle: 14. Dermatologie-Update-Seminar (Online-Veranstaltung)