Hypertrophe Kardiomyopathie – Karriere-Aus für Profisportler?
In Untersuchungen von College-Athleten in den USA und jungen Fußballspielern in Großbritannien kam man zu dem Ergebnis, dass rund ein Drittel der plötzlichen Herztode in dieser Population auf die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) zurückzuführen ist. Diese ist charakterisiert durch ein elektrophysiologisch vulnerables Substrat, das bei Triggern wie intensiver körperlicher Aktivität unvorhersehbar potenziell letale Arrhythmien generieren kann, auch wenn keine weiteren Risikofaktoren vorliegen. Deshalb hat man früher junge Menschen mit HCM generell von der Ausübung kompetitiver Sportarten ausgeschlossen.
Dafür gibt es durchaus Argumente: Bis zu drei Viertel der Herzstillstände bei jungen Athleten treten während des Sports auf, die übrigen in Ruhe. Wenn man einkalkuliert, dass Training und Wettkampf maximal ein Sechstel der Tagesstunden beanspruchen, wird klar, dass die körperliche Anstrengung tatsächlich der wesentliche Trigger für diese Ereignisse ist.
Viele sterben beim Basketball, Fußball oder American Football
Das HCM-bedingte Mortalitätsrisiko von jungen Sportlern konnte in einer prospektiven Studie mit jungen kompetitiven Athleten durch frühe Diagnose der Erkrankung und nachfolgende Disqualifikation vom Sport um mehr als 70 % gesenkt werden im Vergleich zur ungescreenten Allgemeinbevölkerung. Dennoch wird die Frage, ob eine HCM das Ende der Sportler-Karriere bedeutet, heute differenzierter beantwortet. Wie Jonathan Drezner vom sportkardiologischen Zentrum der University of Washington in Seattle und Kollegen in einem Übersichtsartikel schreiben, sollte der Sportkardiologe unbedingt mit dem Patienten, seinen Angehörigen und Betreuern zu einer gemeinsamen Entscheidung kommen.
Kleiner Lebensretter
Quelle: Drezner JA et al. Br J Sports Med 2021; DOI: 10.1136/bjsports-2020-102921