Atopische Dermatitis Immuntherapie bessert Neurodermitikerhaut
Für Typ-1-Allergien existiert nur eine einzige kausale Behandlungsmöglichkeit: die Allergen-Immuntherapie (AIT). Inwieweit sie auch bei atopischer Dermatitis durch die Modulation der Immunantwort zu positiven Effekten führen kann, war aufgrund widersprüchlicher Studienergebnisse bislang unklar. Forscher verfolgten deshalb parallel mehrere Strategien, um die Wirksamkeit zu belegen.
An einer kleinen Studie der Universität Debrezin nahmen 14 Hausstaubmilbenallergiker mit Rhinitis und moderater atopischer Dermatitis teil. Alle erhielten die identische Basispflege und topische Notfallmedikation. Acht von ihnen unterzogen sich zusätzlich einer sublingualen AIT. Nach sechs Monaten erhoben Dr. Krisztina Hajdu, Division of Dermatological Allergology, und ihre Kollegen den klinischen Status der Patienten. Besonders von Interesse waren die potenziellen Veränderungen der allergiebedingten epidermalen Barrierestörung. Daher veranlassten sie eine ganze Reihe von immunologischen Blut- und Hauttests sowie Biopsien.
Sowohl die klinischen Symptome als auch die Schutzfunktion der Haut inklusive transepidermalem Wasserverlust verbesserten sich in der AIT-Gruppe signifikant, so Dr. Hajdu und Kollegen. Bei allen hyposensibilisierten Patienten fielen die Atopie-Patch-Tests mit Hausstaubmilbenallergen negativ aus, bei den Kontrollen waren sie nach wie vor positiv. Eine Desensibilisierung hatte demnach stattgefunden. Bemerkenswert ist, dass die Unterscheidung nur über Patchtests gelang, nicht aber mit den üblichen Pricktests. Diese hatten bei allen Studienteilnehmern zu jeder Zeit positiv angeschlagen.
Weniger Entzündungsaktivität im Gewebe
Die immunologischen Serumparameter waren in beiden Gruppen hingegen kaum verändert. Anhand der Biopsien ließ sich allerdings ein Abklingen des allergischen Geschehens belegen: Die Infiltration des Gewebes durch dendritische und CD4+ T-Zellen war gesunken und Entzündungsparameter hatten abgenommen. Gleichzeitig war die Filaggrin-Expression in den beim Patch-Test negativen Hautarealen deutlich gestiegen, was ein Indiz dafür ist, dass sich die Hautbarriere regeneriert. Die Autoren schlagen die AIT als adjuvante Therapiemöglichkeit für sensibilisierte Neurodermitispatienten vor. Allerdings sollte der Behandlungserfolg besser über Atopie-Patchtests als per Pricktest gemessen werden.
Quelle: Hajdu K et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2021; 35: 1357-1361; DOI: 10.1111/jdv.17018