COPD Inhalative Therapie kommt bei Älteren zu kurz
Inhalative Medikamente bilden die Basis der COPD-Therapie. Obwohl sie die Lungenfunktion und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern, Exazerbationen vorbeugen und das Sterberisiko senken, erhält ein erheblicher Anteil COPD-kranker Senioren keine leitliniengerechte Therapie. Das geht aus einer kanadischen Studie hervor. Dr. Andrea Gershon vom Department of Medicine and Sunnybrook Research Institute in Toronto und Kollegen gingen der Frage nach, wie häufig und aus welchen Gründen die medikamentösen Mindestanforderungen nicht umgesetzt werden.
Hierzu werteten sie mithilfe verschiedener Bevölkerungs- und Gesundheitsregister die Daten von rund 157.000 Einwohnern der Provinz Ontario aus, die mindestens 66 Jahre waren und seit wenigstens einem Jahr an einer mäßigen bis schweren, symptomatischen COPD litten. Ontario verfügt über ein staatliches Gesundheitssystem, das die ambulante und stationäre Versorgung der Bürger inklusive der Medikation für über 65-Jährige absichert, erläutern die Wissenschaftler.
Knapp 90 % der Studienpatienten hatten ein niedriges Exazerbationsrisiko. Nur 54 % dieser Patienten erhielten die in den COPD-Leitlinien empfohlene inhalative Therapie. In der Gruppe der Senioren mit hohem Exazerbationsrisiko erfolgte immerhin in 88 % der Fälle eine leitliniengerechte Behandlung.
Den Berechnungen zufolge prädisponierten eine längere COPD-Dauer, viele Begleiterkrankungen, eine Demenz sowie eine psychiatrische Anamnese für eine Unterversorgung. Auch ein höheres Alter des betreuenden Arztes stellte einen Risikofaktor dar. Vermutlich sind ältere Ärzte weniger gut über die aktuellen Leitlinien informiert, vermuten die Autoren.
Patienten, die von einem Pulmonologen betreut bzw. spirometrisch überwacht wurden oder begleitend an einem Asthma litten, hatten dagegen deutlich höhere Chancen auf eine angemessene Medikation. Die Pharmakotherapie älterer COPD-Kranker ist suboptimal, mahnen die Forscher. Dies belastet nicht nur die Gesundheit der Betroffenen, sondern auch das Gesundheitssystem. Sie hoffen, dass ihre Studienergebnisse Anlass zu gezielten Verbesserungsmaßnahmen geben werden. Beispielsweise empfehlen sie die lungenfachärztliche Betreuung der Patienten und raten, die Versorgungsqualität mithilfe von Datenbanken zu überprüfen.
Quelle: Gershon AS et al. Chest 2021; DOI: 10.1016/j.chest.2021.05.067