Jüngere entwickeln häufiger Darmkrebs – Screening-Alter herabsetzen?
Drei von vier Teilnehmer einer international durchgeführten Studie gaben an, dass sie mindestens zwei verschiedene Ärzte aufsuchen mussten, bevor sie die Diagnose Darmkrebs erhielten.1 Etwa jeder Fünfte hatte sogar erst nach vier oder mehr Konsultationen Gewissheit – trotz der Tatsache, dass 81 % der insgesamt 885 Befragten Minimum drei typische Symptome aufwiesen, allen voran Blut im Stuhl, Fatigue oder Blähungen, berichtete Dr. Laura Porter von der Colorectal Cancer Alliance in Washington. Offenkundig hätten ihre Kollegen die Zeichen häufig als Beschwerden von Hämorrhoiden, einer Anämie, eines Reizdarmsyndroms oder als psychosomatisch abgetan.
Inzidenz steigt bei Jüngeren und sinkt bei Älteren
Besonders die 30–49-Jährigen hatten zudem den Eindruck, ihre Symptome seien aufgrund ihres Alters von den Ärzten nicht ernst genommen worden. Ein fataler Trugschluss, wie sich herausstellte. Zum Zeitpunkt der Diagnose war bei vielen von ihnen die Erkrankung bereits in einem fortgeschrittenen Stadium (vgl. Abbildung). Fast ein Drittel wies Lebermetastasen auf, knapp 6 % Lungenmetastasen und mehr als die Hälfte Tochtertumoren an mehreren Lokalisationen, betonte Dr. Porter.
Absolute Zahl der Patienten unter 50 Jahren bleibt niedrig
Vor dem Hintergrund, dass die Darmtumoren umso aggressiver wüten, je jünger die Betroffenen sind, stellt sich die Frage: Wäre eine noch zeitigere Früherkennung anzuraten? Nicht für jeden, hielt Professor Dr. Lisa Boardman von der Mayo Clinic in Rochester dagegen. Die absolute Zahl der Patienten sei so gering, dass sich ein unselektiertes Screening hinsichtlich der Kosten-Nutzen- und Risikoabwägung kaum vertreten ließe. Sie riet jedoch dazu, bei allen jüngeren Patienten die Familienanamnese für Darmkrebs und assoziierte Karzinome zu erheben. Auf dieser Basis könne man eine Früherkennungsuntersuchung auch vor dem 45. Lebensjahr rechtfertigen.Quellen:
1. Porter L et al. J Clin Oncol 2021; 39: Abstract 5
2. Bhandari A et al. J Investig Med 2017; 65: 311–315; DOI: 10.1136/jim-2016-000229
3. Siegel RL et al. JAMA 2017; 318: 572–574; DOI: 10.1001/jama.2017.7630
4. Patel SG, Boland CR. Gastrointest Endosc Clin N Am 2020; 30: 441–455; DOI: 10.1016/j.giec.2020.03.001
5. Wolf AMD et al. CA Cancer J Clin 2018; 68: 250–281; DOI: 10.3322/caac.21457
Porter L, Patel SG, Boardman L. 2021 Gastrointestinal Cancers Symposium (virtual)