Typ-1-Diabetes Kardio-Prävention oft vernachlässigt
Inzidenz und Prävalenz kardiovaskulärer Erkrankungen sind nicht nur bei Typ-2-Diabetes, sondern auch bei Typ-1-Diabetes erhöht. In mehreren Leitlinien gibt es daher klare Empfehlungen zum Management des kardiovaskulären Risikos, wenngleich diese erheblich voneinander abweichen. Doch wie häufig werden die Empfehlungen zur Lipid- und Blutdrucksenkung in der Praxis auch umgesetzt? Das hat ein Forscherteam um Rita Varkevisser vom Universitären Medizinischen Zentrum Groningen untersucht.
Eingeschlossen wurden 1.855 erwachsene Patienten mit Typ-1-Diabetes, die seit mindestens einem Jahr mit Insulin behandelt wurden und das Diabeteszentrum Groningen im Jahr 2018 aufgesucht hatten. Dabei stellten die Forscher eine erhebliche Untertherapie fest: Lipidsenker wurden insgesamt nur bei 19 % und Antihypertensiva bei 17 % der Patienten verordnet. Von den Diabetikern, für die nach den niederländischen, amerikanischen (ADA) oder englischen (NICE) Leitlinien Lipidsenker indiziert wären, erhielten nur 22–46 % diese Therapie, von den Patienten mit einer Indikation für Antihypertensiva nur 52–75 %. Die Diskrepanz zwischen den Leitlinienempfehlungen und den tatsächlichen Verordnungen war in jüngeren Altersgruppen besonders groß. Mit steigendem Lebensalter erhielten die Patienten die empfohlene Prävention häufiger.
Die nach ADA empfohlenen Zielwerte für LDL-Cholesterin erreichten nur 50 % der mit Lipidsenkern behandelten Patienten ohne und 31 % derer mit kardiovaskulärer Erkrankung. Das Blutdruckziel erreichten 46 % aller antihypertensiv behandelten Patienten.
Quelle: Varkevisser RDM et al. BMJ Open Diab Res Care 2022; 10: e002765; DOI: 10.1136/bmjdrc-2022-002765