Kardioprotektive Wirkung von Acetylsalicylsäure hängt vom Gewicht ab
Gemäß der aktuellen Evidenzlage verfügt Acetylsalicylsäure (ASS) nur über eine mäßige Effektivität hinsichtlich der Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen, berichten der Neurologe Professor Dr. Peter M. Rothwell vom Centre for Prevention of Stroke and Dementia an der University of Oxford und seine Kollegen. Dies führen sie darauf zurück, dass alle bisherigen Studien hierzu den Wirkstoff in einer fixen Dosis einsetzten, was möglicherweise bei Personen mit großer bzw. geringer Körpermasse zu einer Unter- bzw. Überdosierung führte.
In einer Metaanalyse der vorhandenen Literatur haben die Forscher deshalb untersucht, inwiefern Körpergewicht, Körpergröße und Body-Mass-Index der Patienten die protektive Wirkung von ASS beeinflussen. Hierzu haben sie die Daten von mehr als 117 000 Patienten ausgewertet, die im Rahmen von 13 randomisierten Studien zur Primär- bzw. Sekundärprävention kardiovaskulärer Ereignisse (zum Beispiel Myokardinfarkt oder Schlaganfall) mit ASS behandelt worden waren.
Gemäß ihren Analyseergebnissen sinkt die Schutzwirkung von niedrig dosiertem ASS (75–100 mg) mit steigendem Körpergewicht: Ab einem Gewicht von 70 kg ist kein präventiver Effekt mehr nachweisbar. Dies betraf in den Studien immerhin 80 % der Männer und nahezu 50 % der Frauen. Umgekehrt wirken hohe ASS-Dosen (300–325 mg bzw. 500 mg) offenbar am besten bei schweren und großen Menschen. Auch bezüglich der Langzeitprävention des kolorektalen Karzinoms besteht gemäß den Studiendaten ein Zusammenhang zwischen der ASS-Dosis und dem Körpergewicht bzw. der Körpergröße. Gleiches gilt für die Mortalität: Bei einer zu hohen Dosierung des Wirkstoffs steigt das Sterberisiko signifikant.
Größe und fettfreie Masse statt Body-Mass-Index
Die Eine-Dosis-für-alle-Strategie ist nicht mehr zeitgemäß, schlussfolgern die Wissenschaftler. Um die maximale kardiovaskuläre Protektion zu erzielen, sollte ASS gewichtsadaptiert verabreicht werden, so ihr Fazit. Sie empfehlen, sich dabei an der fettfreien Körpermasse und der Körpergröße zu orientieren. Der Body-Mass-Index alleine habe weniger Aussagekraft.
Quelle: Rothwell PM et al. Lancet 2018; 392: 387-399