Doch keine Pneumonie? Lebensalter und Demenz beeinflussen Diagnose
Um herauszufinden, wie häufig medizinisches Personal falsch liegt, analysierte ein Team um Prof. Dr. Ashwin Gupta von der University of Michigan, Ann Arbor, retrospektiv die Daten von 17.290 Betroffenen.
In jedem achten Fall lag eine Fehldiagnose vor
Diese waren zwischen Juli 2017 und März 2020 wegen einer ambulant erworbenen Pneumonie stationär aufgenommen worden und hatten an Tag 1 oder 2 ihres Klinikaufenthalts Antibiotika bekommen. Dr. Gupta und seine Kollegen stuften die Diagnose als unzutreffend ein, wenn Antibiotika gegen die Lungenentzündung gegeben wurden, aber weniger als zwei Anzeichen bzw. Symptome vorlagen oder der radiologische Befund unauffällig war.
Insgesamt erfüllten 12,0 % (n = 2.079) der Patientinnen und Patienten die Kriterien für ein entsprechendes Fehlurteil. In 73,6 % dieser Fälle war die Bildgebung negativ für eine Pneumonie, ein Viertel (24,4 %) wies weniger als zwei Anzeichen oder Symptome einer Lungenentzündung auf und 2 % erfüllten keines der Kriterien.
Gegenüber denjenigen, bei denen tatsächlich eine Pneumonie vorlag, waren Personen mit einer unzutreffenden Diagnose älter (adjustierte Odds Ratio, aOR, 1,08 pro Lebensjahrzehnt). Zudem litten sie häufiger an einer Demenz (aOR 1,79) oder einem veränderten mentalen Status (aOR 1,75).
Antibiotikagabe meist länger als drei Tage
Die Betroffenen wurden im Median sieben Tage mit Antibiotika behandelt, die Mehrheit (87,6 %) erhielt eine vollständige (> 3 Tage) Antibiose. Diese führte im Vergleich zur verkürzten Therapie (≤ 3 Tage) 30 Tage nach der Entlassung häufiger zu medikamentenbedingten unerwünschten Ereignissen(2,1 % vs. 0,4 %). Hinsichtlich weiterer zusammengesetzter Endpunkte nach 30 Tagen, darunter Sterblichkeit und Rehospitalisierung, spielte bei denjenigen mit falscher Diagnose die Länge der Antibiotikagabe keine Rolle.
Quelle: Gupta AB et al. JAMA Intern Med 2024; 184: 548-556; DOI: 10.1001/jamainternmed.2024.0077