CTEPH Lungenembolie mit Spätfolgen

Autor: Dr. Judith Lorenz

Bei 16 Personen (1,6 %) diagnostizierten die Forschenden – im Median nach 129 Tagen – mittels Rechtsherzkatheter eine CTEPH. Bei 16 Personen (1,6 %) diagnostizierten die Forschenden – im Median nach 129 Tagen – mittels Rechtsherzkatheter eine CTEPH. © tashatuvango – stock.adobe.com

Eine akute Lungenembolie ist mit der Entlassung aus der Klinik noch lange nicht ausgestanden. Bei etwa jedem sechsten Betroffenen lassen sich langfristig persistierende oder sich verschlechternde Veränderungen nachweisen. Bei einigen kommt es zu CTEPH.   

Ein erheblicher Anteil der Patienten mit einer akuten Lungen­embolie leidet noch Monate oder Jahre unter deren Folgen, d.h. klinischen, funktionellen oder biochemischen Einschränkungen. Zu diesem Ergebnis kommt die prospektive FOCUS-Studie, an der sich 17 große deutsche Behandlungszentren beteiligten.

Analysiert wurden die Krankheitsverläufe von 1.017 Personen (45 % Frauen, medianes Alter 64 Jahre) mit einer akuten symptomatischen Lungenembolie. Alle absolvierten in der Akutsituation sowie nach drei, zwölf und 24 Monaten ein standardisiertes Diagnostikprotokoll, das unter anderem klinische Beurteilung, Gehtest, Echokardiografie, kardiopulmonale Belastungstests sowie die Bestimmung von Laborparametern umfasste.

Zwei-Jahres-Inzidenz der CTEPH von ca. 2,3 %

Zwei Endpunkte hatten Luca Valerio, Universitätsmedizin Mainz und Kollegen definiert: zum einen die Diagnose einer chronisch thromboembolischen pulmonalen Hypertonie (CTEPH) während des Follow-up-Zeitraums von zwei Jahren, zum anderen die Beeinträchtigungen infolge der stattgehabten Lungenembolie. Diese wurden festgemacht anhand persistierender oder sich verschlechternder bildgebender, klinischer, funktioneller oder biochemischer Parameter.

Bei 16 Personen (1,6 %) diagnostizierten die Forschenden – im Median nach 129 Tagen – mittels Rechtsherzkatheter eine CTEPH. Die geschätzte kumulative Zwei-Jahres-Inzidenz betrug 2,3 %. Post-Lungenembolie-Einschränkungen gemäß der prädefinierten Kriterien traten mit einer kumulativen Zwei-Jahres-Inzidenz von 16 % auf. Sie lagen auch bei 15 der 16 CTEPH-Betroffenen vor. Wie die Studienautoren errechneten, steigt das CTEPH-Risiko bei Vorliegen dieser Kriterien um nahezu das Vierhundertfache an. Zudem haben Patienten mit Post-Lungenembolie-Einschränkungen ein erhöhtes Mortalitäts- und Rehospitalisierungsrisiko sowie eine geringere Lebensqualität.

Betroffene systematisch nachuntersuchen

Zwar entwickeln nur wenige Personen nach einer Lungenembolie eine chronische pulmonale Hypertonie, andere prognostisch relevante gesundheitliche Einschränkungen treten aber offenbar deutlich häufiger auf, so das Fazit der Wissenschaftler. Angesichts dieser Ergebnisse empfehlen sie eine systematische Nachbetreuung von Patienten nach akuter Lungenembolie. 

Quellen:
Valerio L et al. Eur Heart J 2022; DOI: 10.1093/eurheartj/ehac206