Akutes Koronarsyndrom Mit Brustschmerz gleich zur CT-Angio?
Stellt sich ein Patient mit akutem Brustschmerz in der Notaufnahme vor, muss umgehend eine diagnostische Abklärung erfolgen, um die Therapie bei akutem Herzinfarkt (bzw. bei Risiko für einen solchen) nicht zu verzögern. Über das optimale diagnostische Vorgehen wird jedoch nach wie vor diskutiert – so ist u.a. unklar, ob eine CT-Koronarangiographie (CTCA) das klinische Outcome von Patienten mit akutem Brustschmerz beeinflusst.
Dieser Frage gingen Alasdair Gray von der Universität Edinburgh und Kollegen in der RAPID-CTCA-Studie nach. Das Kollektiv bildeten 1.748 Patienten mit einem ermittelten mittleren Risiko für ein akutes Koronarsyndrom und spätere klinische Ereignisse. Die Teilnehmer erhielten entweder eine Standardversorgung plus CTCA (median 4,2 h nach der Randomisierung) oder nur die Standardversorgung. Primärer Endpunkt war Tod jeglicher Ursache oder Myokardinfarkt vom Typ 1 oder 4b (Infarkt durch Plaqueruptur mit intraluminalem Thrombus bzw. durch Stentthrombose) nach einem Jahr.
Der primäre Endpunkt trat bei 5,8 % der Patienten aus dem CTCA-Arm bzw. 6,1 % aus der Gruppe mit Standardversorgung ein. Eine invasive Koronarangiographie erfolgte in der CTCA-Gruppe nicht ganz so häufig wie bei Teilnehmern mit nur der Standardtherapie (54,0 % vs. 60,8 %). Allerdings gab es keine wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen in Bezug auf koronare Revaskularisationen, medikamentöse Therapien wegen akuten Koronarsyndroms bzw. späterer präventiver Behandlungsmaßnahmen. Patienten, die sich einer frühen CTCA unterzogen, blieben minimal länger im Krankenhaus (median 0,2 d). Die Ergebnisse dieser Studie stützen den routinemäßigen Einsatz einer frühen CT-Koronarangiographie in der untersuchten Patientenkohorte folglich nicht, so das Fazit der Autoren.
Quelle: Gray AJ et al. BMJ 2021; 374: n2106; DOI: 10.1136/bmj.n2106