Nicht-obstruktive KHK: Bei Brustschmerz und auffälligem Stresstest zählen nicht nur große Gefäße
Ein eingeschränkter Blutfluss oder Herzbeschwerden, obwohl mehr als 50 % der Koronarien offen sind: Patienten mit nicht-obstruktiver koronarer Herzkrankheit sollte man genau im Auge behalten, raten amerikanische Kardiologen. Sie sind zwar weniger gefährdet als solche mit obstruktiver KHK, aber die Entität kann sich in alle Richtungen entwickeln.
Wissenschaftler untersuchten 208 Personen mit nicht-obstruktiver KHK (Angina oder Brustschmerz). Sie erhoben deren Symptome und Werte im Stressecho zu Beginn und erneut nach einem Jahr. Die Ergebnisse verglichen sie mit den Befunden von 1079 Patienten mit nachgewiesener KHK aus der ISCHEMIA-Studienkohorte.
Zu Anfang ergab der Belastungstest in beiden Gruppen ähnliche Störungsmuster der Durchblutung. Teilnehmer mit nicht-obstruktiver KHK klagten häufiger über Angina, 17 % von ihnen mindestens einmal pro Woche, 41 % gaben keine derartigen Beschwerden im vergangenen Monat an. Unter den echten KHK-Kranken berichteten nur 4 % über mindestens einmal wöchentliche Angina-Attacken, 62 % waren im vorausgegangenen Monat ohne Engegefühl geblieben.
Ein Jahr später hatte sich unter den Patienten mit nicht-obstruktiver koronarer Herzkrankheit die Hälfte der Stressechos normalisiert, 45 % lieferten gleiche oder schlechtere Befunde. Eine Besserung der Angina pectoris verzeichnete man bei 42 %, stärker wurden die Beschwerden bei 14 %. Die Veränderungen der Symptome und die Stressecho-Befunde schienen allerdings voneinander unabhängig zu sein.
Frauen haben trotz weniger Plaques mehr Beschwerden
Interessanterweise lag der Anteil an Frauen unter den nicht-obstruktiven Patienten mit 66 % deutlich höher als unter den KHK-Teilnehmern mit 26 %. Das passt zu vorherigen Beobachtungen, dass Frauen häufiger Brustschmerzen und abnorme Stresstests haben als Männer, obwohl ihre Arterien weniger Plaques aufweisen.
Die Tatsache, dass bei Frauen eher die kleinen Gefäße von Durchblutungsstörungen betroffen sind, während die großen länger frei bleiben, spricht dafür, dass sich kardiale Erkrankungen bei den Geschlechtern unterschiedlich entwickeln. Vorrangiges Ziel sei nun herauszufinden, welche Faktoren die Symptome bei Menschen ohne KHK auslösen, um evtl. gezielt gegensteuern zu können.
Quelle: Pressemitteilung – American College of Cardiology