Neuer Score verbessert Prognose nach Stammzelltransplantation bei Myelofibrose
Für Patienten mit Myelofibrose stehen die Heilungschancen dank der allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSCT) sehr gut. Knackpunkt bleibt die hohe therapiebedingte Mortalitätsrate im ersten Jahr. Anhand eines neuen Scores soll sich das Outcome besser abschätzen lassen.
Durch die Konditionierung mit reduzierter Intensität ließ sich das vergleichsweise hohe Mortalitätrisiko der HSCT bereits deutlich senken. Im Zuge der Therapie bildet sich die Knochenmarkfibrose häufig rasch und komplett zurück, erklärte Professor Dr. Nicolaus Kröger, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Entsprechend seien auch die Transplantationszahlen bei Myelofibrose in Europa gestiegen. Allerdings dokumentieren die Überlebenskurven im ersten Jahr nach der Behandlung noch immer keinen Überlebensvorteil gegenüber anderen Therapien. Dies zeigt sich auch unabhängig davon, welche Prognose den Patienten durch das dynamische internationale Prognose-Scoring-System (DIPSS) zugewiesen wurde. Das DIPSS teilt die Erkrankung in vier Risikoklassen.
Für primäre und sekundäre Formen geeignet
Die Stammzelltransplantation sollte laut Fachgesellschaft für unter 70-Jährige erwogen werden, die ein hohes oder ein Intermediär-2-Risiko nach DIPSS aufweisen. Bei bestimmten Bedingungen kommen auch Patienten mit niedrigen oder Intermediär-1 Werten infrage.
Prognose durch MTSS-Risikofaktoren berechnen | |
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Risikofaktor | Punktzahl |
Leukozyten > 25 x 109/l | 1 |
Karnofsky-Index ≤ 90% | 1 |
CALR+MPL unmutiert | 2 |
Thrombozytenzahlen < 150 x 109/l | 1 |
Alter ≥ 57 Jahre | 1 |
nicht verwandter Mismatch-Spender | 2 |
ASXL-1-Mutation | 1 |
Besser abschätzen lässt sich die Prognose laut Prof. Kröger durch das Myelofibrosis-Transplant-Scoring-System (MTSS). Dieses kombiniert klinische, molekulare und transplantationsspezifische Faktoren, auf deren Grundlage ein valider Prognosescore sowohl für Patienten mit primärer Myelofibrose als auch für solche mit Myelofibrose nach essenzieller Thrombozythämie bzw. Polycythaemia vera berechnet werden kann. Die identifizierten Risikofaktoren (s. Tabelle) erhalten dabei unterschiedlich viele Punkte.
- 0–2 Punkte: niedriges Risiko mit hoher Fünf-Jahres-Überlebensrate (OS 90 %) und niedriger nicht-rezidivabhängiger Mortalität (NRM, 10 %)
- 3–4 Punkte: intermediäres Risiko (Fünf-Jahres-OS 77 %, NRM 22 %)
- 5 Punkte: hohes Risiko (Fünf-Jahres-OS 50 %, NRM 36 %)
- 6–9 Punkte: sehr hohes Risiko (Fünf-Jahres-OS 34 %, NRM 57 %).
Das MTSS sollte nach Prof. Krögers Auffassung klare Konsequenzen für die Patientenberatung haben.
Quelle: Kröger N. Virtual 46th Annual Meeting of the EBMT; Abstract 31-8