Lungenkarzinom Neuro-Autoantikörper torpedieren Gedächtnis und Aufmerksamkeit
Sie hatten ein Kollektiv von 127 Patienten mit nicht-kleinzelligem (NSCLC) sowie 40 Kranke mit kleinzelligem (SCLC) Lungenkarzinom untersucht. In etwa 37 % der Fälle lagen Autoantikörper gegen Proteine der neuronalen Zelloberfläche, gegen intrazelluläre Proteine bzw. gegen bislang unbekannte Antigene vor. Welcher Zusammenhang zwischen diesen Autoantikörpern und kognitiven Defiziten besteht, prüften Dr. Bartels und Kollegen, indem sie 97 ausgewählte Patienten umfangreichen neuropsychologischen Tests unterzogen. Alle waren jünger als 80 Jahre, litten weder an Hirnmetastasen noch an neurologischen oder psychiatrischen Vorerkrankungen und hatten keine Hirnbestrahlung erhalten.
67 % dieser Patienten wiesen kognitive Einschränkungen auf. Im SCLC-Kollektiv stieg das Risiko für mentale Auffälligkeiten – unabhängig von Alter, Geschlecht und neurologischem Defizit – bei Autoantikörperpositivität um den Faktor elf.
Neuer therapeutischer Ansatzpunkt in Sicht?
Die bei diesen Patienten am häufigsten nachweisbaren Autoantikörper (gegen intrazelluläre Strukturen gerichtet) erhöhten das Risiko für Einschränkungen des verbalen Gedächtnisses um den Faktor 44 und das für Aufmerksamkeitsstörungen um den Faktor 37. Im NSCLC-Kollektiv dominierten Autoantikörper gegen den N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptor. Dabei gingen IgA-Ak mit einem um den Faktor 183 erhöhten Risiko für Defizite des verbalen Gedächtnisses einher.
Weitere Studien müssen nun die pathogenetische Rolle der neuronalen Autoantikörper bezüglich der kognitiven Funktionseinschränkungen überprüfen und klären, ob sich hier möglicherweise ein therapeutischer Ansatzpunkt bietet, meinen Professor Dr. Shawn Hervey-Jumper von der University of California in San Francisco und Professor Dr. Michelle Monje von der Stanford University in Kalifornien.
Quellen:
1. Bartels F et al. JAMA Oncol 2021; DOI: 10.1001/jamaoncol.2021.2049
2. Hervey-Jumper SL et al. A.a.O. DOI: 10.1001/jamaoncol.2021.1900